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Rassismus an Fasnacht? Das sagt ein Soziologe
BASEL. Der emeritierte Basler Soziologieprofessor Ueli Mäder plädiert für eine Umbenennung der Guggen Negro Rhygass und Mohrekopf.
Am Freitag gingen über 1000 Fasnächtler auf die Strasse, um sich mit den kritisierten Cliquen zu solidarisieren. Damit haben sie auch die als rassistisch kritisierten Namen und Logos verteidigt. Hat die Basler Fasnacht ein Rassismusproblem? Sicherlich kein grosses. Die Demo hat das nun ein wenig aufgeschaukelt. Mehr Gelassenheit täte der Debatte gut. Sie sagen, die Fasnacht habe kein grosses Rassismusproblem, also gibt es eines. Wo und wie äussert sich das? Wer andere Menschen aufgrund äusserer Merkmale wie
Hautfarbe abwertend darstellt, handelt rassistisch. Wichtig ist die Bereitschaft, diese Praxis zu ändern. Auch an der Fasnacht. Gerade im Kontext von Flüchtlingsdebatten und stark verbreitetem Rechtspopulismus. Die teils sehr heftigen Reaktionen auf die Berichte über den Solidaritätsmarsch zeigen, dass die Rassismuskritik als Frontalangriff auf die Fasnacht gedeutet wird. Die andere Seite bleibt auffällig ruhig. Fehlen der Öffentlichkeit das Bewusstsein und die Sensibilität für die Rassismus-Thematik? Nein, das Bewusstsein dafür ist vorhanden. Als ich noch ein Kind war, haben wir bei der Fasnacht noch ganz selbstverständlich von «Judenfürzen» und später von «Frauenfürzen» gesprochen. Das gibt es zum Glück heute nicht mehr, und das ist kein Verlust – im Gegenteil. Wir laufen aber immer wieder Gefahr, uns über andere zu erheben. Da sind mehr Sensibilität und Änderungen nötig. Was heisst das nun in Bezug auf die Namen und Logos der Guggen Negro Rhygass und Mohrekopf, wäre eine Umbenennung also angezeigt? Sie sind missverständlich und verletzend, wenn auch ohne böse Absicht. Da müssen wir alle achtsam sein. Ich würde ihnen dringlich anraten, die Namen und Logos zu ändern. Aber ich würde das nicht von oben herab gesetzlich angehen oder verbieten. Sie könnten ein Zeichen setzen. Es gibt viele Gruppen, die aus einer Namensänderung gestärkt hervorgingen.