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«Jeder Einzelne im Dorf ist verseucht vom Bergbau»
CERRO DE PASCO. In einem Dorf in Peru hat der Bergbau alles vergiftet. Die verantwortliche Firma gehört zum Schweizer Konzern Glencore.
Dutzende Kinder in Cerro de Pasco in Peru sind krank, sie alle haben zu viel Blei im Blut. Der Bergbau hat dort alles vergiftet. «Nicht nur die Kinder sind davon betroffen», sagt Flaviano Bianchini, Geschäftsführer der NGO Source International. Bei rund 70000 Einwohnern geht er davon aus, dass jeder Einzelne in irgendeiner Weise gesundheitliche Folgen von der verpesteten Luft und dem kontaminierten Wasser davonträgt. «Die Kinder sind geschwächt und viel kleiner als andere Kinder aus benachbarten Regionen», so Bianchini. «Wir haben Fälle von Fünfoder Sechsjährigen mit Krebs.»
Der Verseuchung ist nicht zu entkommen. «Ich war im Juli nur acht Tage dort. Als ich kam, lag mein Bleiwert im Blut bei 0, als ich wieder ging, lag er schon bei sechs Mikrogramm pro Deziliter. Die Limite ist fünf. Und ich habe kein einziges Mal Wasser aus dem Hahn getrunken. Aber das Essen, der Staub in der Luft, alles ist verseucht.»
Hinter dem Bergbau steht der britisch-schweizerische Rohstoffkonzern Glencore. Die Zuger Firma hat vor rund zehn Monaten 55 Prozent der Aktien des peruanischen Bergbau- unternehmens Volcan Compañía Minera erworben. «Wir sind uns bewusst, dass der Bergbau, der über viele Jahre unter früheren Eigentümern geführt wurde, Auswirkungen auf die Umwelt und die lokale Bevölkerung hatte», erklärt Glencore-Mediensprecherin Sarah Antenore. Der Schweizer Konzern habe mit dem peruanischen Unternehmen an einem detaillierten Aktionsplan zur Verbesserung der Umweltleistungen gearbeitet.
Ob Glencore das Versprechen einhalten wird, kann die Schweizer NGO Public Eye nicht sagen. «In Sambia beispielsweise hat es über zehn Jahre gedauert, bis die bei Übernahme der Kupfermine Mopani schon versprochene Entschwefelungsanlage endlich in Betrieb genommen wurde. Und das auch erst auf massiven Druck von Zivilgesellschaft, Behörden und zuletzt sogar Kreditgebern», sagt Sprecher Oliver Classen.