20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
«Dann hiess es: entweder das Kind oder die Lehrstelle»
BASEL. Mütter mit Kindern haben oft grosse Mühe, eine Stelle zu finden: Viele Betroffene haben sich bei 20 Minuten gemeldet.
Auf den Artikel über die vierfache Mutter Saskia Müller (30) meldeten sich viele Leserinnen und Leser. Eine junge Mutter schreibt etwa, sie habe selbst ihren Job verloren, nachdem sie ihrem Arbeitgeber von ihrer Schwangerschaft erzählt habe. «Bevor wir über das zukünftige Arbeitspensum sprechen konnten, hat er mir eröffnet, dass er die Kündigung ‹im gegenseitigen Einvernehmen› ausstellen werde.»
Eine weitere Leserin wurde schwanger, kurz bevor sie eine Lehre zur Coiffeuse anfangen sollte. «Dann hiess es: entweder das Kind oder die Lehrstel le», sagt sie. Sie entschied sich für das Kind. Später fand sie nach rund 100 Bewerbungen eine Stelle. Sie habe nie bei der Arbeit gefehlt, trotzdem habe ihr die Chefin im zweiten Lehrjahr gekündigt: «Weil sie dachte, ich sei sonst eine schlechte Mutter.»
Doch es gab auch Gegenstimmen: Eine kinderlose Arbeitnehmerin stört sich an ständigen Abwesenheiten junger Mütter. Sie arbeite in einer Branche mit vielen Frauen: «Genau diese Frauen sind es, die die Fehlzeiten der Mütter auffangen müssen.» Und ein Arbeitgeber erklärt klipp und klar: «Tut mir leid, das sagen zu müssen, aber ich stelle keine Mütter mit Kindern unter 14 Jahren mehr ein.»
Franziska Reinhard, Geschäftsleiterin des Vereins Amie, bestätigt, dass es Arbeitgeber gibt, die Vorbehalte hätten. Die Organisation hilft jungen Müttern bei der Inte gration ins Arbeitsleben. Viele arbeitende Frauen seien enttäuscht, weil ihnen nichts anderes übrig bleibe, als «typische Frauenberufe» auszuüben. Dort werde oft in der Nacht oder samstags gearbeitet, wenn die Kitas geschlossen haben.