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Geiselnehmer hält Kölner Polizei in Atem
KÖLN. Nach einem zweistündigen Nervenkrieg stürmten Spezialkräfte eine Apotheke beim Bahnhof Köln. Ein Terrormotiv des Täters ist nicht auszuschliessen.
Der Zugriff erfolgte um 15.54 Uhr: Mit Blendgranaten stürmte ein Spezialeinsatzkommando gestern eine Apotheke beim Hauptbahnhof Köln und nahm einen Geiselnehmer fest. Der Mann hatte am Mittag eine Frau in seine Gewalt gebracht, mehrere Gaskartuschen an ihr befestigt und beim Zugriff die Freilassung einer Tunesierin verlangt. Beamte setzten den Mann mit mehreren Schüssen ausser Gefecht. Er erlitt lebensgefährliche Verletzungen und wurde am Abend notoperiert, wie die Polizei bekannt gab. Die weibliche Geisel wurde leicht verletzt.
Einen terroristischen Hintergrund des Täters schliesse man nicht aus, ermittle aber «in alle Richtungen». Am Tatort sicherte die Polizei den Ausweis eines 55-jährigen Syrers. Ob dieser dem Geiselnehmer gehört, ist nicht endgültig gesichert. Unmittelbar vor der Geiselnahme hatte der Täter einen Molotowcocktail in einer McDonald’s-Filiale gezündet, darauf ging die Sprinkleranlage los. Das veranlasste den Täter laut Polizei wohl unter anderem dazu, das Lokal zu verlassen. Eine 14-Jährige erlitt durch den Molotowcocktail schwere Brandverletzungen. Ihr Fuss habe gebrannt, die Flammen seien bis zur Hüfte hochgeschlagen, berichteten Zeugen. Ein Passant konnte dem Mädchen helfen; es befindet sich im Spital.
Die Einsatzkräfte waren nach ersten Notrufen am Mittag schwer bewaffnet mit einem Grossaufgebot zum Breslauer Platz ausgerückt und hatten das Gelände komplett abgesperrt. Der Bahnverkehr rund um Köln kam nahezu zum Erliegen.