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Viele junge Muslime wollen die Scharia
BERN. Viele muslimische Jugendliche lehnen die hiesige Rechtsordnung ab. Sie wünschen sich strikte islamische Regeln.
43 Prozent der muslimischen Jugendlichen sind gegenüber westlichen Gesellschaften abwertend eingestellt. Knapp 21 Prozent sind gar der Meinung, dass sich die Schweiz der Scharia unterwerfen sollte – nach dem islamischen Recht werden etwa Ehebruch oder Homosexualität drakonisch bestraft. Das geht aus einer Studie der ZHAW hervor (siehe Text unten).
«Wer solche Ansichten vertritt, ist ganz klar ein Extremist», sagt der Zürcher Anwalt Emrah Erken, der die weltweiten Folgen der Scharia auf Facebook dokumentiert. Sorgen bereitet das Resultat der Studie auch Farhad Afshar, Präsident der Koordination Islamischer Organisationen Schweiz: «Seit 20 Jahren steckt Saudiarabien Milliarden in die Verbreitung des Wahhabismus.» Die Infiltration habe zur Folge, dass ausländische Imame radikale Lehren verbreiten würden. «So gelangen sie auch in die Köpfe der Schüler.» Afshar fordert eine öffentlichrechtliche Anerkennung des Islams in der Schweiz, die etwa das Erheben einer Steuer ermöglichen würde. «Die MuslimVerbände haben keine Mittel und sind überfordert.» Erken sieht dagegen in der Anerkennung keine Lösung: Sie führe zu einer Stärkung der oft antiwestlich eingestellten Muslimverbände. Er nimmt vor allem die Schulen in die Pflicht.
Beat W. Zemp, der oberste Lehrer der Schweiz, sagt: «Viele Jugendliche in diesem Alter stellen grundsätzlich die geltenden Werte in der Gesellschaft infrage.» Das gehöre zum Entwicklungsprozess. Zu denken gebe ihm aber, dass ein erheblicher Teil die Scharia befürworte: «Die Schulen müssten die Vorteile unserer Rechtsordnung hervorheben, ohne den Islam zu verteufeln.» Für die politische Bildung gebe es mit dem Lehrplan 21 mehr Raum.