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Können diese Augen lügen?
Bis auf die retuschierte Front und ein paar neue Assistenten hat sich wenig getan. Wozu auch? Der Skoda Fabia ist und bleibt auch nach der Modellpflege ein grundehrlicher Alltagswagen.
«Coupé-artig» hier, «Tabletartig» da, «individuell», «innovativ» und was nicht alles: Wer im hart umkämpften Kleinwagensegment etwas reissen will, muss tief in die Lifestyle-Trickkiste greifen und möglichst laut sein. Oder etwa nicht? Der Skoda Fabia runzelt die Stirn. Okay, er hat gar keine Stirn – die ernste Miene rührt wohl eher von den überarbeiteten, neuerdings mit LED-Technik ausrüstbaren Scheinwerfern her. Doch sein Blick sagt alles: no Bullshit, Freunde. Ein unaufgeregt hübsches Design mit optionalen Kontrastfarben, grosszügige Platzverhältnisse und solide Technik zum fairen Preis reichen, um hinter Konzernbruder VW Polo und dem Fiat 500 Platz drei in den Schweizer Kleinwagen-Charts einzunehmen.
Entsprechend gelassen ging der Fabia nach vier Jahren sein Facelifting an. Mehr Sicherheit mit zusätzlichen Assistenten, etwa für den Spurwechsel: check. Überarbeitetes Interieur mit neuem Kombiinstrument und hochwertigeren Sitzbezügen: check. InfotainmentUpdate mit Online-Vernetzung und WLAN-Hotspot: check. Euro-6d-Temp-konforme Motoren: check. Diesel fällt mangels Nachfrage ohne Sentimentalitäten aus dem Programm; zur Auswahl stehen drei 3-Zylinder, wobei man mit dem munter knurrenden 110-PS-Topbenziner mit DSGGetriebe sicher nichts falsch macht.
Klingt allzu nüchtern? Macht den Fabia aber nicht unsympathisch. Denn da ist ein grundehrliches Alltagsauto, das keine Rätsel aufgibt, anständig federt, gut auf Lenkbefehle reagiert und sich zwar nur aufs Nötigste beschränkt – aber auch nur so lange, bis man plötzlich ein Parkticket in der Hand hält und froh ist über den Tickethalter an der Windschutzscheibe. Oder bis Fondpassagiere nach einem USBAnschluss fragen. Oder der berühmte Eiskratzer im Tankdeckel gefragt ist, der neuerdings auch über eine Reifenprofiltief-Messskala verfügt.
«Simply clever» heissen diese Lösungen, die Skoda natürlich genauso aus der Lifestyle-Trickkiste hat. Nur kann man sie im Gegensatz zu etwas Coupé- oder Tablet-artigem wirklich brauchen.