20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
Grossrätin erhält Hassmails nach Vorfall mit Kleinkind
BASEL. Der «Baby-Vorfall» hat Folgen: Grossrätin Lea Steinle erhielt Hassmails – und der Ruf nach einem mütterfreundlicheren Politsystem wird laut.
Weil sie ihr schlafendes Baby dabeihatte, wurde Grossrätin Lea Steinle (Grüne) am Mittwoch von Ratspräsident Remo Gallacchi des Saales verwiesen. Das sorgte nicht nur im Rat für Tumult, sondern warf auch in den Medien hohe Wellen.
Das hat für die junge Politikerin nun unangenehme Folgen: Sie erhielt deswegen hasserfüllte Mails. «Ich wundere mich nicht darüber. Wir sind in der Schweiz und wir sind im 18. Jahrhundert stehen geblieben», sagt Steinle zu 20 Minuten. Bei dem Vorfall handle es sich um ein Frauen thema. Viele Menschen in der Schweiz hätten wenig Verständnis für so eine Situation.
Obwohl Steinle derzeit im Mutterschaftsurlaub ist, hatte sie am Mittwoch an einer Abstimmung im Rat teilnehmen und damit ihrer politischen Pflicht nachkommen wollen – ohne dafür Sitzungsgeld zu be ziehen. Gemäss Gesetz über die Geschäftsordnung des Grossen Rats seien Ratsmitglieder nämlich verpflichtet, an den Sitzungen teilzunehmen, so die Grünen gestern in einer Medienmitteilung.
«Den Mutterschutz von 14 Wochen erachte ich als zentral wichtig, aber als Mutter ist man im Dilemma: Einerseits darf man in dieser Zeit keiner Erwerbstätigkeit nachgehen, andererseits soll man dem Wählerauftrag nachkommen», sagt dazu Grossrätin Barbara Wegmann (Grüne). Deswegen sei es wichtig, ein Stellvertretungssystem zu prüfen. Ein solches habe sich in vielen anderen Kantonen bewährt. Sie hatte bereits im März eine entsprechende Forderung eingereicht. Ein solches System hätte den Eklat im Grossen Rat verhindert.