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Weniger Tierwohl – Coop erntet Shitstorm
ZÜRICH. Coop will ein Label, das Tierwohl verspricht, aus dem Sortiment kippen. Das sorgt für rote Köpfe.
«Vollidioten!» oder «Wie bitte? Was soll denn das, Coop?!», lauten Kommentare auf Facebook. Ein Kunde droht, woanders einzukaufen. Derzeit prasselt ein Shitstorm auf Coop ein. Ausgerechnet das NaturafarmProgramm will dieser ab 2019 reduzieren. Ein Label, dessen Fleisch und Eier Coop mit «Bestnoten vom Schweizer Tierschutz» und einer tierfreundlichen Auslauf- und Freilandhaltung anpreist. Laut dem «Schweizer Bauer» will der Grossverteiler Naturafarm CNf bei den Kälbern bis Ende 2019 einstellen und die Menge der CNf-Schweine um 30 Prozent reduzieren. Grund sei der sinkende Kalb- und Schweinefleischkonsum. Auch sei das Labelfleisch-Angebot gross und die Nachfrage schlechter als erwartet. Ab 2020 setzt Coop auf Natura-Veal, eine Marke von Mutterkuh Schweiz.
Das sei ein Rückschritt für das Tierwohl in der Schweizer Landwirtschaft und ein grosses Problem für die Bauernfamilien, die entsprechend investiert hätten, protestieren der Schweizer Bauernverband und Produzentenverbände. «Mit Spitzenprogrammen wie Natura-Veal kann man das Tierwohl nicht in der heutigen Breite fördern», sagt Martin Rufer vom Bauernverband. Dessen Marktvolumen sei zu klein. Laut Cesare Sciarra vom Schweizer Tierschutz fehlt Bauern durch den Kahlschlag ein Anreiz, ins Tierwohl zu in-
Bald setzt Coop auf Natura-Veal, Fleisch aus Mutterkuhhaltung.
vestieren. «Es besteht die Gefahr einer Rückkehr zu geschlossenen Ställen.» Bei Coop heisst es, man wolle im Tierwohl weiterhin führend sein. Natura-Veal könne eine wichtige Rolle einnehmen. Dies zeige etwa das Label Natura-Beef mit einem Anteil von schon 60 Prozent.