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Kommt Pflicht-Werbung im Replay-TV?
BERN. Darf Werbung im zeitversetzten Fernsehen auch künftig überspult werden? Die Politik entscheidet heute.
BERN. Wer heute zeitversetzt TV guckt, kann problemlos Werbung überspringen. In die Röhre schauen die TVAnbieter: Ihnen entsteht so jährlich ein Scha den von über 100 Millionen Franken. Sie wollen Anbietern von Replay-TV das Überspringen von Werbung teils verbieten. Denkbar seien kurze Pflicht-Werbe- blöcke, die nicht vorgespult werden können. Für Replay-TV-Anbieter ist klar: DigitalTVAbos würden so teurer. Heute entscheidet der Nationalrat.
Darum geht es:
Mit Replay-TV kann der Zuschauer einen TV-Beitrag bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen. Dabei können ganze Werbeblöcke problemlos überspult werden.
Das soll sich jetzt ändern:
Die Interessengemeinschaft Radio und Fernsehen (IRF), die TV-Anbieter wie SRG und RTL vertritt, beklagt fehlende Werbeerlöse. Heute diskutiert der Nationalrat die Einschränkung der Spul-Funktion. TVSender sollen in Zukunft den Anbietern von Replay-TV das Überspringen von Werbung verbieten können. Der Konsumentenschutz droht bei Annahme mit dem Referendum.
Das sagen die TV-Sender:
«2017 betrug der Schaden durch überspulte Werbung 110 Millionen Franken. Die Sender erhalten aber nur 9,7 Millionen Franken Entschädigung», sagt Andrea Werner von der IRF. «Den Sendern soll es ermöglicht werden, Werbeeinahmen zu generieren.» Denkbar sei, vor einem Spielfilm einen oder zwei Werbespots à 30 Sekunden zu zeigen. «Im Gegenzug könnte man den Werbeblock im Film vorspulen.»
Das sagen Replay-TV-Anbieter:
Swissstream, der Verband der Streaming-Anbieter, befürchtet bei einer Annahme steigende Preise für digitale TV-Angebote, weil TV-Stationen eine Entschädigung für das Weiterspulen verlangen würden.
Würden TV-Angebote wie etwa Netflix profitieren?
Die Player sind sich uneinig. «Attraktive Angebote wie jene von Netflix könnten wachsen oder illegale Streaming-Angebote mehr genutzt werden», sagt Swissstream-Geschäftsführer Alexander Schmid. Werder widerspricht: «Niemand würde wegzappen, wenn vor einer Sendung wie ‹10vor10› zwei kurze Werbespots gezeigt würden.»