20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
Deutsch-katalanisches Flaggschiff
Mit dem Tarraco erhält Seat nun endlich auch einen SUV-Siebenplätzer. Ob das neue Flaggschiff die Herzen der Käufer erobern kann, wird sich zeigen. Doch die Chancen dafür stehen gut.
Niedersächsische Pottwurst? Tschechische Kapustnica? Katalanische Botifarra? Was für die regionale Kulinarik gilt, verschwindet beim Autobau zunehmend: Individualität! Querbaukasten heisst das vermeintliche Zauberwort, immer mehr Hersteller gründen ihre Modelle auf ein und derselben Plattform. So auch den Tarraco, Seats neues Flaggschiff.
Fast zu anständig gibt sich aber die oft als «freche VWTochter» bezeichnete Marke mit ihrem neuen Siebenplätzer. Das ist kein Wunder, denn auch der Tarraco baut, wie der VW Tiguan Allspace und der Skoda Kodiaq, auf dem modularen Querbaukasten von VW auf, und er wird wie der Tiguan in Wolfsburg und nicht etwa in Martorell bei Barcelona gebaut. Irgendwie scheint man das zu spüren.
Zwar soll der Neuling optisch zeigen, wo die Designreise bei Seat in Zukunft hingeht, doch von der Seite könnte man den Spanier für einen Tiguan Allspace halten: Fensterlinie, Dachlinie und die charakteristische Kante im Blech sind nahezu identisch. Vorne hingegen bekommt der Tarraco einen von einem breiten Chromrand umschlossenen, sechseckigen Kühlergrill, der – zumindest auf den ersten Blick – auch an der Front eines Hyundai stehen könnte.
Umso frischer gibt sich der Tarraco im Interieur. Hier wird das angetönte Versprechen, «in Richtung Premium auszustrahlen», gehalten – vor allem in der Topausstattung. Da gibt es edle Holzoptik, Stoff an den Türen, Kunstleder oder Softtouch-Material. Aber vor allem gibt es ein digitales und übersichtliches Cockpit inklusive eines Infotainmentsystems, das über einen «schwebend» montierten Touchscreen oder mit Gesten gesteuert wird. Mit einer Länge von 4,74 Metern wird der Tarraco zum grössten Seat und transportiert je nach Wunsch bis zu sieben Personen, die dank einzeln verschiebbarer Rücksitze bequem Platz finden.
Seat bietet den Tarraco mit 150 oder 190 PS an: Ein 1,5- und 2-Liter-Benziner und ein 2-Liter-Diesel reichen, aber trotz moderatem Gewicht des Flaggschiffs tut sich der Top-Diesel beim Anfahren schwer, die Benziner wirken agiler. Wie das Beispiel Skoda zeigt, braucht es nicht immer den Wow-Faktor, um bei den Kunden zu punkten. Und eine Exklusivität fährt beim Tarraco immer mit: Er ist das erste Auto, dessen Name von Fans der Marke gewählt wurde.