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«Sie biss ihm aus Wut und Frust in den Penis»
BASEL. Penisbiss und Vergewaltigungsvorwurf: Vor dem Strafgericht kam es gestern zu einem ungewöhnlichen Prozess.
Die Chinesin Y. Y.* (36) soll dem Schweizer Geschäftsmann M. K.* (60) in den Penis gebissen haben, nachdem er sie vergewaltigt und zum Oralsex gezwungen hatte. Noch vor dem Aus der Beziehung soll K. laut Y. gewalttätig geworden sein. Er bestreitet das. Im Februar 2016 eskalierte die Situation: K. forderte von Y. Befriedigung, solange sie bei ihm wohne, wie der Anklageschrift zu entnehmen ist. Als er sie am nächsten Morgen auch noch zum Oralverkehr habe zwingen wollen, soll sie zugebissen haben.
Der Biss ins Glied ist unbe stritten. Entsprechende Verletzungen belegen dies. Für die Vergewaltigung hingegen gibt es keine objektiven Beweise. Ob es tatsächlich zu dieser kam, wird das Gericht anhand der Glaubwürdigkeit der Aussagen der Betroffenen entscheiden müssen.
Laut K.s Anwalt soll Y. Angst gehabt haben, ihre Aufenthaltsbewilligung zu verlieren, sollte sie ihn nicht heiraten können. «Sie wollte die Trennung nicht akzeptieren und biss aus Wut und Frust», sagte er. Die Vergewaltigung soll Y. schliesslich hinzugedichtet haben, um den Biss zu rechtfertigen.
Sowohl die Staatsanwältin als auch die Anwältin von Y. waren sich einig, dass die Verteidigung versucht habe, die Frau – und mit ihr ihre Aussagen – in ein schlechtes Licht zu rücken. Laut einem Zeugen war sie als Sexarbeiterin tätig.
Die Staatsanwältin fordert eine Verurteilung von K. wegen Vergewaltigung und eine bedingte Freiheitsstrafe von zwei Jahren. Der Biss sei in Notwehr erfolgt, weshalb die Parteien keine Strafforderungen gegen die Frau stellten. Die Verteidigung von K. fordert einen Freispruch. Das Urteil ist für heute, 16 Uhr, angesetzt.