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Youtube verliert wegen Pädo-Skandal Millionen
LOS ANGELES. Grosse Kunden stoppen ihre Werbung auf Youtube. Das bringt den Videogiganten unter Zugzwang.
LOS ANGELES. Mit Nestlé, Dr. Oetker oder Disney haben gestern mehrere Multis ihre Werbung bei Youtube gestoppt. Sie reagieren auf ein Video, das enthüllt, wie sich Pädophile über vermeintlich harmlose Videos von Kindern beim Turnen oder Baden austauschen und vernetzen. Experten rechnen damit, dass Youtube nun Millionen für eine bessere Kontrolle aufwenden muss.
In seinem Video beleuchtet Youtube-Nutzer Matt Watson ein «Wurmloch zu einem Softcore-Pädophilenring» und zeigt, wie man mit wenigen Klicks in einen Algorithmus gerät, bei dem man fast nur noch Inhalte mit Minderjährigen angeboten bekommt. Die Filme per se verstossen nicht gegen geltende Gesetze. Sie zeigen herumtollende Kinder, Minderjährige bei Turnübungen oder beim Glaceessen. Darunter finden sich aber Kommentare, in denen Pädophile die Clips sexualisieren und sich untereinander vernetzen. Viele dieser Videos werden von Werbungen begleitet, die sich an eine jüngere Zielgruppe richten – darunter Produkte von Disney, Nestlé oder Epic Games. Laut Bloomberg haben nun mehrere Grossfirmen, die jährlich Millionen auf Youtube ausgeben, ihre Werbung gestoppt.
Youtube verweist auf Anfrage von 20 Minuten auf die Richtlinien, die sexuell explizite Inhalte mit Minderjährigen verbieten: «Das Hochladen, Kommentieren oder Involvieren in Aktivitäten, die Minder- jährige sexualisiert darstellen, kann zur Entfernung der jeweiligen Inhalte und zur Kündigung des Kontos führen.»
Der Pädophilen-Skandal kann für Youtube teuer werden. Laut Toby Walsh, Professor für künstliche Intelligenz, dürfte Youtube die Kontrollmechanismen verstärken: «Sie müssen wahrscheinlich Hunderte Moderatoren einstellen. Dies wird Dutzende Millionen Dollar kosten.»