20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
Verdienen Frauen tatsächlich weniger?
BERN. Die Organisatorinnen und Organisatoren des Frauenstreiks nehmen eine aus ihrer Sicht zentrale Diskriminierung ins Visier: die Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau. Damit treffen sie einen wunden Punkt: Laut der 20MinutenUmfrage glauben 52 Prozent der Frauen, sie verdienten nur aufgrund ihres Geschlechts weniger. Solche Lohnunterschiede hat auch der Bund ausgemacht (siehe Box unten). Über die Frage jedoch, inwiefern diese mit Faktoren wie gewählten Berufen, Teilzeitstellen oder Ausbildung zusammenhängen, streiten sich Ökonomen. Einige vermuten noch höhere Differenzen, falls man einbeziehen würde, dass Frauen mehr Haus und Familienarbeit leisteten.
Grundsätzlich schreibt das Eidgenössische Gleichstellungsbüro: «Nicht zuletzt bewirkt Lohndiskriminierung eine Wettbewerbsverzerrung zwischen Unternehmen und kann den sozialen Frieden gefährden.» Demgegenüber stehen Kritiker, die monieren, in Analysen werde die Berufserfahrung nicht berücksichtigt. Die Datenlage in der Schweiz sei dünn und es sei sehr schwierig, zwei Fälle mit exakt denselben Voraussetzungen einander gegenüberzustellen, sagt Marco Salvi, Ökonom bei Avenir Suisse. «Berücksichtigt man, dass Frauen durch Teilzeitarbeit und Mutterschaft an Berufserfahrung verlieren, wäre der unerklärbare Unterschied wohl viel kleiner.»