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«Das Messer hat mein Herz nur knapp verfehlt»
ZÜRICH. Philipp Borchhardt wurde durch eine MesserAttacke schwer verletzt. Kein Einzelfall, zeigt die Statistik.
«Drei Unbekannte wollten mir in Zürich Kokain verkaufen, doch ich lehnte ab», erzählt Philipp Borchhardt (29). Daraufhin seien die Männer auf ihn losgegangen. «Während einer auf mich einschlug, hörte ich einen Knall in meinem Rückenbereich.» Die Angreifer seien plötzlich weggelaufen. Borchhardt fühlte ein Stechen im Rücken, das Atmen fiel ihm schwer. «Mein Kollege bemerkte, dass ich stark blutete. Einer hatte mir ein Messer in den Rücken gerammt.» Im Spital wurde festgestellt, dass der linke Lungenflügel kollabiert war. «Das Messer hat mein Herz nur knapp verfehlt.» Seine Anzeige wegen schwerer Körperverletzung wurde fallengelassen. «Verurteilt wurden sie schliesslich nur wegen Körperverletzung. Dieses Urteil ist viel zu milde», sagt Borchhardt.
Laut dem «Tages-Anzeiger» nehmen Messerangriffe in Zürich zu. Diese Tendenz zeigt sich gemäss Kriminalstatistik schweizweit: Während 2014 noch 84 Fälle von Tötungsdelikten mit Stichwaffen registriert wurden, waren es 2018 109. Bei den schweren Körperverletzungen zeigt sich eine leichte Zunahme: 2014 wurden 94 solcher Taten verzeichnet, 2018 107. Das zeigt sich auch in der Praxis. «In den letzten paar Jahren haben wir festgestellt, dass Messer häufiger mit in den Ausgang genommen werden. In Situationen, in denen früher die Faust eingesetzt wurde, wird schneller zur Stichwaffe gegriffen», sagt Nino Graf, Inhaber des Sicherheitsunternehmens ISG AG.