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Die SBB lässt ihre Wagen in Deutschland sanieren
ZÜRICH. Weil die eigenen Werke ausgelastet seien, vergibt die SBB einen Auftrag nach Deutschland. Politiker üben Kritik.
Die SBB saniert 203 Wagen des Typs EW IV, die das Rückgrat ihres Fernverkehrs darstellen. Nun vergibt sie einen Teil des Auftrags ins Ausland, weil ihre eigenen Werke und Anlagen wegen gleichzeitig laufender Modernisierungen und Revisionen schon stark ausgelastet seien. Eine Tochter der Deutschen Bahn (DB) wird ab 2020 die Arbeiten an 93 Wagen durchführen. Über das finanzielle Volumen dieses Auftrags schweigt sich die Bahn aus.
Insgesamt investiert sie 90 Millionen Franken in die EW-IV-Modernisierung. Die SBB betont, dass sie zwischen 2014 und 2024 insgesamt 1,5 Milliarden Franken in die Modernisierung ihrer Flotte investiere. 97 Prozent der Arbeiten fänden bei der SBB oder bei Schweizer Firmen statt.
In der Politik sorgt die Auftragsvergabe an die DB für Kritik: «Staatsnahe Betriebe haben eine besondere Verpflichtung, in der Schweiz Leistungen einzukaufen und die Industrie zu unterstützen», sagt CVP-Nationalrat Martin Candinas. Der Auslandauftrag müsse eine Ausnahme bleiben: «Es darf keine Strategie dahinter stehen, und es darf nicht aus Preisgründen geschehen.»
SP-Nationalrat Philipp Hadorn sagt, Vergaben ins Ausland seien eine Folge der bürgerlichen Mehrheit im Parlament. Diese verweigere sich Grundlagen, um ökologische und soziale Kriterien im Rahmen von Ausschreibungen fair zu berücksichtigen. Es brauche nun neue Regeln. Der Bund sei als Eigner in der Pflicht, nicht nur betriebswirtschaftliche, sondern auch soziale und volkswirtschaftliche Interessen zu berücksichtigen.