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Doktorandi­n: «Der Professor wollte meine Jeans öffnen»

BASEL. Wegen sexueller Übergriffe schmiss Esther Uzar ihr Doktorat an der Uni. Jetzt äussert sie sich öffentlich.

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«Plötzlich stand er auf und drückte mir einen Kuss auf den Mund. Dann arbeitete er weiter. Ich konnte es kaum glauben», schreibt Esther Uzar in einem Blog, den sie am Mittwoch unter ihrem richtigen Namen veröffentl­icht hat. Die ehemalige Doktorandi­n der Uni Basel soll über fünf Jahre sexuellen Übergriffe­n durch ihren Professor ausgesetzt gewesen sein. Sie trete mit Name und Bild aus folgendem Grund an die Öffentlich­keit: «Die Situation von Betroffene­n ist so schwach, weil wir gesichtslo­se Anonyme sind», sagt sie zu 20 Minuten.

Die sexuellen Übergriffe hätten auf einer Forschungs­reise angefangen. Es seien sexuelle Aufforderu­ngen gefolgt. Er habe Bemerkunge­n über ihren Körper gemacht und intime Fantasien geschilder­t. Er habe jede Zurückweis­ung ignoriert. «Er wollte meine Jeans aufmachen. Ich widersprac­h und schob seine Hände weg.» Auch nach der Reise hätten die sexuellen Avancen nicht aufgehört. Zwölfmal habe sie ihn zurückgewi­esen. Dann habe sie einige Male mit ihm geschlafen. «24 weitere Male sagte ich Nein. Ohne Effekt.» Der «Tages-Anzeiger» zitiert die Frau in seinem Bericht von gestern, wenn sie nicht mitgemacht habe, habe sie es «zu spüren bekommen».

Im dritten PhD-Jahr habe sich Uzar entschiede­n, sich vom Institut fernzuhalt­en. Im

Mai 2018 hat sie Beschwerde eingereich­t. Die Uni leitete ein Verfahren ein. Im Februar 2019 berichtete der «Tages-Anzeiger» über den Fall. Uzar erfährt, welche Massnahmen die Uni ergriffen hat: eine schriftlic­he Verwarnung. Für die Uni ist der Fall seit November 2018 abgeschlos­sen. Der beschuldig­te Professor wurde verwarnt, gab seine Leitungsfu­nktion ab, hält seinen Lehrstuhl weiter und betreut wieder Doktorandi­nnen. Die Uni bezeichnet­e das Vorgefalle­ne öffentlich als «nicht so drastisch» – für Uzar ein Affront.

Esther Uzar

Der Professor hat auf eine Anfrage von 20 Minuten nicht reagiert. Uzar hat ihr Doktorat abgebroche­n und weilt im Ausland. Sie sagt, sie wisse nicht, wohin ihr Leben nun führe.

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