20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
Pflegende verweigern reihenweise Impfung
BERN. Die Impfkampagne in der Schweiz läuft, doch beim Pflegepersonal in Altersheimen ist die Zurückhaltung noch gross.
ZÜRICH. In manchen Altersheimen will sich nur ein Bruchteil des Personals gegen Corona impfen lassen – bei Heimleiter Kurt Ryser in St.Gallen sind es nur rund 10 Prozent. «Die Skepsis ist gross», bestätigt auch Heimleiterin Sonja Bühler aus dem Kanton Bern. Für BDP-Nationalrat Lorenz Hess ist klar: «Ein Obligatorium fürs Pflegepersonal ist ernsthaft ins Auge zu fassen.»
Im Altersheim Rotmonten in St.Gallen haben sich bisher nur rund zehn Prozent der Mitarbeitenden zur Impfung angemeldet. «Bei den Mitarbeiterinnen kursieren verschiedene Studien, wonach zum Beispiel die Impfung die Fruchtbarkeit beeinträchtigen könnte», sagte Heimleiter Kurt Ryser zu 20 Minuten. Man stehe vor einem Dilemma: «Das Pflegepersonal arbeitet nicht in einem Lohnhochsegment und hat in letzter Zeit extrem viel geleistet. Und jetzt sollen sie sich auch noch als Erste impfen lassen», sagt Ryser. Das sei viel verlangt. Auf der anderen Seite gebe es viele krankheitsbedingte Ausfälle, die das Pflegeteam belasten würden, was durch die Impfung entschärft werden könnte.
«Die Skepsis ist gross», sagt auch Sonja Bühler, Leiterin des Alterswohn- und Pflegeheims Magda in Hilterfingen BE. Viele wollten nicht als «Versuchskaninchen» herhalten. «Vom gesamten Personal lassen sich 26 Prozent impfen.» Weitere Beispiele für die verbreitete Impfskepsis beim Pflegepersonal gibt es zuhauf.
Im Altersheim Möösli in Gams SG beträgt die Quote wie in Rotmonten zehn Prozent, wie das «Tagblatt» berichtete. Schweizweite Zahlen liegen nicht vor. Einzelne Kantone haben Schätzungen vorgenommen. Beim Kanton Bern heisst es, man rechne mit einer Impfquote beim Pflegepersonal von über 30 Prozent.
Zur Sicherheit der Impfung sagt Christoph Berger, Leiter der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (Ekif): «Die Impfung zeigt in den Studien bisher keine schweren Nebenwirkungen, schwangeren Frauen wird sie mangels Daten nicht empfohlen. Es erfolgt
eine Überwachung für seltenere oder spätere Nebenwirkungen. Vorerst gilt es, die täglichen Hospitalisationen und Todesfälle wegen Covid-19 zu reduzieren.»