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So lief der Aufstand der Schweizer Wirte ab
ZÜRICH. Der für gestern angekündigte Aufstand der Gastrobetriebe fand nur vereinzelt statt. Die Polizei hatte wenig zu tun.
In der Schweiz wollten gestern Dutzende Gastrobetriebe trotz des geltenden Corona-Verbots öffnen. Damit riskierten sie Bussen bis zu 10000 Franken. Auf Wirmachenauf.ch waren bis gestern Abend über 100 Ortschaften aufgeführt, in der Telegram-Gruppe mit rund 6000 Teilnehmern hatten Dutzende Geschäfte ihre Unterstützung zugesagt.
Daniela Liebi (52) widersetzte sich gestern dem Verbot und öffnete ihren Landgasthof Rothorn in Schwanden ob Sigriswil BE. Die Gäste im Lokal wollten sie bei diesem Schritt unterstützen: «In der Gastronomie lassen sich die Schutzkonzepte einwandfrei umsetzen. Ich verstehe daher nicht, dass die Restaurants seit Wochen schliessen müssen», sagte etwa ein Besucher. Die Polizei griff schliesslich ein: Liebi dürfe noch bei den Gästen einkassieren, müsse das Lokal dann jedoch schliessen. Die Polizei erstattete in der Angelegenheit Anzeige. Auch ein möglicher Entzug der Betriebsbewilligung stehe im Raum. Daniela Liebi lässt sich von der angeordneten Schliessung nicht entmutigen: «Trotz der Strafe hat sich die Aktion gelohnt. Es ist wichtig, ein Zeichen zu setzen.»
Auch S. V.*, die in Basel ein Café betreibt, öffnete ihre Tür: «Für mich ist das keine Protestaktion. Für mich geht es ums Überleben», sagt sie. Ohne die Einkünfte aus dem Café könne sie ihre Rechnungen nicht bezahlen. Finanzielle Unterstützung vom Staat habe sie keine erhalten. Gäste habe sie nur wenige empfangen – dafür erhielt sie Besuch vom Basler Gesundheitsamt. Die Beamten hätten ihr mitgeteilt, dass eine Verfügung ins Haus flattern werde.
Die Schweizer Polizeien sprechen von einem ruhigen Tag. So sei etwa der Polizei in Basel-Stadt nur ein Betrieb gemeldet worden, der unerlaubterweise geöffnet war, so Regierungssprecher Marco Greiner. In Zürich und im Aargau gingen die Polizeien entsprechenden Meldungen nach, die sich im Anschluss jedoch als falsch erwiesen. Den Polizeikorps in SG, TG, GR, LU, SZ, SO und Winterthur sind keine Verstösse bekannt. Jonas Motschi, Chef des Solothurner Amts für Arbeit und Wirtschaft: «Man sollte das Ganze nicht überschätzen.» *Name der Redaktion bekannt