20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
Kondome in der Dusche sind im Gefängnis ganz normal
ZÜRICH. Wie sieht der Alltag hinter Gittern aus? 20 Minuten war im Flughafengefängnis.
Gangs, Rivalitäten und Messerstechereien: So kennen wir den Gefängnisalltag aus Serien und Blockbustern. Doch wie sieht es hinter den Mauern eines Schweizer Gefängnisses aus? 20 Minuten war für eine Videoreportage im Flughafengefängnis in Zürich. Das war mit Hürden verbunden. Erst nach langen Gesprächen und Verträgen war es möglich, im Strafvollzug zu drehen.
Um das Gebäude zu betreten, ist zuerst ein Sicherheitscheck ähnlich wie am Flughafen nötig. Alles Material wird gescannt, Handys sind tabu. Marcus (51) führt uns einen Tag lang durchs Gefängnis. Er arbeitet seit sieben Jahren als Gefängnisaufseher und ist stellvertretender Abteilungsleiter.
Die Bedingungen sind klar: Interviews mit Inhaftierten sind untersagt, Fragen werden von Marcus beantwortet. «Angst haben muss man hier keine. Solange ihr mit mir oder meinen Mitarbeitenden unterwegs seid.»
Die Straftaten der Häftlinge reichen von Bagatelldelikten bis zu schweren Verbrechen. In der Regel teilen sich zwei Inhaftierte eine Zelle. Vor den Fenstern der Zellen hat es ein feinmaschiges Gitter. «Das war nötig, weil immer wieder Dinge rausgeworfen wurden», erklärt Marcus.
Auf die Frage, ob das Klischee der «Gefängnisduschschen» stimme, antwortet er lachend: «Wir sind nicht dabei, wenn die Häftlinge du
schen.» Er zeigt uns eine Box, in der normalerweise Kondome bereitliegen. Bei unserem Besuch ist sie leer. Nähe findet also auch hinter Gittern statt.
Marcus ist überzeugt, dass der Freiheitsentzug etwas bewirkt. «Ich glaube, die meisten lernen aus ihren Fehlern, aber natürlich gibt es immer die Unverbesserlichen.» Darum entlässt Marcus Häftlinge auch mit den Worten: «Auf Nimmerwiedersehen.»