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Fasnachts-Massenparty überfordert die Polizei
EINSIEDELN. Rund 1000 Personen versammelten sich gestern zum Sühudiumzug. Das sorgt für Unverständnis – und hat rund 100 Bussen zur Folge.
EINSIEDELN. Die Schweiz ist im Shutdown. Treffen sind auf fünf Personen beschränkt. Ein ganz anderes Bild zeigte sich aber gestern in Einsiedeln SZ. Rund 1000 Personen feierten am Sühudiumzug. Die Polizei hatte grösste Mühe, die Massen zu zerstreuen – erst Bussen zeigten Wirkung. Der GrünenNationalrat Michael Töngi kritisiert, dass die Polizei nicht richtig vorbereitet war.
Trotz Veranstaltungsverbot gabs in Einsiedeln gestern Fasnacht. Ein News-Scout berichtet: «Etwa gegen 9.30 Uhr zog der Umzug durchs Zentrum, als gäbe es Covid nicht.» Zuschauer verfolgten das Geschehen dicht gedrängt. Ein anderer News-Scout aus Zürich wollte spazieren gehen, stieg aber angesichts der Menschenansammlung gleich wieder in den Zug: «Die ganze Schweiz leidet unter Corona, und die foutieren sich hier darum, das ist denen egal. Ich bin sehr enttäuscht.» Die Hälfte der Zuschauer habe keine Maske getragen. «Die Polizei war zwar präsent, schritt aber nicht ein.»
Die Vorwürfe, dass die Polizei gestern nichts unternommen habe gegen den Besucheraufmarsch am Sühudiumzug, lässt Kapo-Sprecher David Mynall nicht gelten: «Wir haben bereits vor dem Sühudiumzug im Dorf und an den Einfahrtsstrassen interveniert.» Wenn rund 1000 Personen vor Ort seien, brauche dies Zeit, damit die Leute einsehen würden, dass es angebracht sei, ihr Verhalten zu ändern. Mynall räumt ein, dass die Polizei davon ausging, dass weniger Leute den traditionellen Umzug verfolgen würden. Sie habe in einer ersten Phase mit der «bewährten Strategie der Abmahnung» reagiert. Erst als dies keinen Erfolg gezeigt habe, ging sie dazu über, die Anwesenden zu büssen. Daraufhin zerstreuten sich die Menschenansammlungen.
Insgesamt wurden rund 100 Ordnungsbussen ausgestellt. Was den aktiven Teilnehmern des Umzugs blühen wird, ist laut Mynall schwierig abzu
schätzen: «Es war aus rechtlicher Sicht keine Veranstaltung, und weil niemand zum Umzug aufgerufen hatte, können wir auch niemanden bestrafen.»
Auch im Kantonshauptort Schwyz kam es zum Polizeieinsatz: Rund 150 Narren versammelten sich dort zum Fasnachtsumzug.