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Frauen verdienen 19 Prozent weniger
ZÜRICH. Der monatliche Bruttolohn bei Frauen ist im Schnitt immer noch wesentlich tiefer als bei Männern.
KONTROVERS Frauen verdienen im Schnitt 19 Prozent weniger als Männer, wie eine neue Auswertung des Bundesamts für Statistik zeigt. Laut der aktuellen Lohnstrukturerhebung haben Männer 2018 durchschnittlich 7968 Franken pro Monat verdient. Frauen hatten hingegen nur 6456 Franken. Ein Teil dieser Lohnunterschiede lässt sich mit objektiven Faktoren wie beruflicher Stellung, Ausbildung und Branche erklären. Mit 45,5 Prozent bleibt aber immer noch fast die Hälfte des Defizits unerklärt – Frauen erhalten also ohne Begründung im Schnitt 686 Franken weniger Lohn im Monat.
Diese nicht erklärbare Lohndifferenz gilt als potenzielle Diskriminierung: «Damit bleibt nur noch die Geschlechtsvariable übrig, die den immer grösser werdenden Unterschied erklärt», sagt Valérie Borioli Sandoz, Leiterin Gleichstellung bei Travailsuisse, zu 20 Minuten.
Die Differenz ist innert zwei Jahren von 18,1 auf 19 Prozent gestiegen. Die grösste absolute Lohnschere verzeichnen die Finanz- und Versicherungsdienstleister mit durchschnittlich 4300 Franken. Die Lohnunterschiede nehmen mit steigender Kaderstufe zu: Der Bruttolohn für Männer im oberen Kader beträgt im Schnitt 12924 Franken pro Monat. Frauen erhalten auf dieser Stufe mit 9639 Franken 20,6 Prozent weniger. Dieser Unterschied auf den höheren Kaderstufen lässt sich jedoch besser mit strukturellen Faktoren wie Bildungsniveau und Anzahl Dienstjahre erklären als auf niedrigen Stufen.
Kathrin Ziltener von der Gewerkschaft Unia sagt auf Anfrage: «Bei der Entscheidung, wer befördert wird, kann auch Diskriminierung im Spiel sein.» Sie geht darum davon aus, dass auch die erklärbare Lohnschere zumindest teilweise ein Resultat der Benachteiligung von Frauen sei.