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Wirbelsturm-Vorstufe über dem Berner Jura
FRIENISBERG. Ein NewsScout beobachtete oberhalb des Berner Juras einen sogenannten Funnel – ein Experte erklärt.
Am vergangenen Freitag erblickte ein News-Scout im Berner Seeland in der Luft eine aussergewöhnliche Form. Der Leser war gegen 10.30 Uhr in der Nähe des Ortes Frienisberg unterwegs, als er oberhalb des Berner Juras einen vertikalen Strich am Himmel bemerkte. Rund 15 Minuten lang beobachtete er, wie sich die Luftmassen oberhalb der Berge bewegten: «Hier habe ich so etwas noch nie gesehen. Der Windstreifen berührte zu keinem Zeitpunkt den Boden – dann war er weg.»
Beim Wetterdienst Meteonews bestätigt Meteorologe Klaus Marquardt nach Sichtung der Bilder sofort: «Das war wohl ein Funnel.» Von einem Funnel (Deutsch: Trichter) spricht man, wenn der
Wirbelsturm den
Boden (noch) nicht berührt. Es handelt sich dabei um eine Vorstufe eines ausgewachsenen Wirbelsturms. So selten sind Stürme der Stufe 1 oder 2 auf der Enhanced-Fujita-Skala in der Schweiz nicht. Im Neuenburger Jura wurde gar schon einmal ein Wirbelsturm der Stufe EF4 gemessen.
Damit sich ein Tornado bilden kann, müssen gemäss Marquardt jedoch mehrere Aspekte zusammenkommen. Einerseits muss die Gewittergefahr so stark erhöht sein, dass man von einer Superzelle spricht. Aber auch die Windbedingungen müssen stimmen. Ist genug Energie und heisse respektive feuchte Luft vorhanden, können sich ein Funnel oder gar ein Wirbelsturm bilden. Das Mittelland sowie das Jura seien wohl diejenigen Regionen in der Schweiz, in denen man am ehesten solche Phänomene beobachten kann, so Marquardt. Auch in der Schweiz könne es zu Tornados kommen. Die Topografie des Landes schütze aber vor schlimmeren Auswüchsen.