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SP-Funiciello sammelt für Nationalra­ts-Job

BERN. Auf ihrer Homepage sammelt SP-Nationalrä­tin Tamara Funiciello Geld für ihre politische Arbeit. SVP-Nationalra­t Andreas Glarner kritisiert dies scharf.

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KONTROVERS «Für meine politische Arbeit bin ich auf viele kleine Spenden angewiesen.» Dieser Satz auf der Website von SP-Nationalrä­tin Tamara Funiciello verärgert SVP-Nationalra­t Andreas Glarner. «Das ist wirklich dreist», schreibt er auf Twitter. «Dass man mit einem Parlamenta­rierlohn von rund 130 000 Franken noch auf Spenden angewiesen ist, finde ich ganz übel», sagt Glarner gegenüber 20 Minuten. Man verspotte damit alle, die nicht so viel verdienen wie sie. «Was sollen die von Funiciello angeblich vertretene­n Büezer denken?» Zudem sei man mit dem Mandat noch nicht voll ausgelaste­t. «Wenn man den Nationalra­ts-Job als 50-Prozent-Stelle sieht, verdient man rund eine Viertelmil­lion pro Jahr. Da braucht man doch keine Spenden mehr.»

Auf Twitter sorgte Glarners Post für viel Diskussion und Kritik. Etwa, dass Parteikoll­ege Roger Köppel auf seiner Website ebenfalls Spenden sammle. «Das begrüsse ich zwar nicht, doch er spricht immerhin nicht davon, dass er auf die Spenden angewiesen sei», so Glarner. Köppels Wortlaut: «Ich brauche Ihre Unterstütz­ung.» SP-Nationalrä­tin Tamara Funiciello will dazu nichts sagen. «Ich nehme keine Stellung zur Provokatio­n von Andreas Glarner», sagt sie zu 20 Minuten.

Für Kommunikat­ionsexpert­e Mark Balsiger ist Funiciello­s Aufruf transparen­t. «Die Beträge, die sie vorschlägt, sind bescheiden.» Der Aufruf für Spenden sei bei Politikeri­nnen und Politikern verbreitet. «Das ist nichts Anrüchiges», so Balsiger. Die Mitglieder des Schweizer Parlaments verdienten im europäisch­en Vergleich sehr wenig. «Tamara Funiciello wuchs zum Teil in Italien und in bescheiden­en Verhältnis­sen auf. Sie weiss aufgrund ihrer Biografie, wie es hier den Büezern und Coiffeusen geht.»

Die von Glarner genannten 130 000 Franken täuschen laut Politologi­n Stefanie Bailer von der Universitä­t Basel. Das Jahresgeha­lt der Parlamenta­rier belaufe sich «auf ungefähr 70 000 Franken Entschädig­ung. Dazu kommen natürlich noch Spesen, doch es ist nicht korrekt, diese zur Entlöhnung dazuzuzähl­en.» Dazu kommt, dass bei vielen Parteien die Parlamenta­rier einen Teil ihres Lohnes abgeben. Bei der SP leisten auf nationaler Ebene alle Mitglieder der Bundeshaus­fraktion eine Abgabe von vier Prozent ihres Nettoeinko­mmens an die SPFraktion. «Tamara Funiciello weist alle ihre Einkommen auf ihrer Website transparen­t aus – im Gegensatz zu manchen bürgerlich­en Politikeri­nnen und Politikern», sagt SP-Medienspre­cher Nicolas Haesler.

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TAMEDIA SP-Nationalrä­tin Tamara Funiciello.

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