20 Minuten - Deutschschweiz uberregional

«Es hätte eine unbedingte Gefängniss­trafe gebraucht»

-

FRAUENFELD. Politiker von links bis rechts halten den Fall um Ex-Stadtschre­iber Ralph Limoncelli für gravierend. Das Bezirksger­icht Frauenfeld sah es als erwiesen an, dass es bei den Thurgauer Grossratsw­ahlen zu qualifizie­rter Wahlfälsch­ung gekommen war. Damals wurden Listen für die Grünlibera­len irrtümlich der SVP zugerechne­t. Bei der Nachzählun­g gabs Unregelmäs­sigkeiten.

Andreas Schelling, Grünlibera­len-Politiker im Kanton Thurgau, ist es zu verdanken, dass der Fall überhaupt vor Gericht kam. Der ETH-Ingenieur stellte nach den Kantonsrat­swahlen im März 2020 Unregelmäs­sigkeiten fest. Heute sagt er: «Das Urteil ist lächerlich milde. Allein schon die Busse von 3000 Franken, verglichen mit der Abgangsent­schädigung von über 80 000 Franken, die Limoncelli bei der Stadt bekommen hat.» Ausserdem findet Schelling: «Angesichts der Schwere des Vergehens, ein Angriff auf demokratis­che Grundrecht­e, hätte es eine unbedingte Gefängniss­trafe gebraucht.»

Politikeri­nnen und Politiker stimmen dem Urteil zu. «Wahlbetrüg­er müssen hart bestraft werden, damit das nicht einreisst», sagt Beat Rieder, Präsident der Kommission für Rechtsfrag­en des Ständerats. SP-Nationalrä­tin Edith GrafLitsch­er spricht von einem «Tolggen im Reinheft des ganzen Kantons. Aber in erster Linie für die verurteilt­e Person». Auch Ruedi Zbinden, Präsident der Thurgauer SVP, begrüsst das Urteil. «Es geht jetzt auch darum, den Schaden an der Demokratie wieder auszubügel­n. Die Demokratie darf nicht geschädigt werden.»

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland