20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
Betrüger locken auf Telegram mit Covid-Impfzertifikaten
ZÜRICH. Auf Telegram werden Schweizer CovidImpfzertifikate angeboten. 20 Minuten hat den Test gemacht.
Während in der Schweiz die Nachfrage nach Impfterminen sinkt, gibt es auf Telegram viele Händler, die angeblich echte Impfzertifikate verkaufen – ohne dass man je ein Impfzentrum von innen gesehen haben muss. Was beim gelben WHOImpfpass funktionierte, klappte beim Schweizer Covid-Impfzertifikat aber nicht: Nachdem 20 Minuten ein Zertifikat bestellt und bezahlt hatte, tauchte der Händler ab.
Der Betrüger gab zuvor an, in einer Arztpraxis zu arbeiten. Weil er nur so viele Impfpässe ausstellen könne, wie die Praxis Dosen erhalte, sei das Angebot begrenzt, schrieb er. Als «Beweis» schickte er ein Foto eines angeblich schon ausgestellten Impfnachweises. Er ist längst nicht der Einzige, der solche Angebote online stellt. Wie ein Leser berichtet, brüsten sich einige sogar damit, Personen in Impfzentren eingeschleust zu haben. Laut Anwalt und IT-Experte Martin Steiger dürften die meisten der kursierenden Angebote fake sein.
Das Schweizer Covid-Zertifikat mit dem QR-Code sei technisch unfälschbar, heisst es beim Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT): «Das Thema Sicherheit ist beim Projekt zentral», so Sprecherin Sonja Uhlmann. Das sieht auch Steiger so. Das Betrugspotenzial liege woanders: «Personen, die zur Ausstellung von Zertifikaten berechtigt sind, könnten das missbrauchen.» Man könne aber ermitteln, welche Person ein Zertifikat ausgestellt habe. Steiger: «Darum geht man ein grosses Risiko ein, wenn man tatsächlich ein Impfzertifikat ohne Impfung ausstellt.»
Der IT-Experte sieht eine mögliche Lücke im System eher bei Hausarztpraxen: «Massnahmenoder coronaskeptische Ärzte könnten Nachweise ohne Impfung ausstellen.» Dabei müssten diese nicht einmal besonders strenge Strafen befürchten: «Wie die Vergangenheit gezeigt hat, geht man in der Schweiz mit fehlbaren Hausärzten sehr nachsichtig um.»