20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
«Weiss nicht, wie meine Tochter aussieht»
WINTERTHUR. D.S.* aus Winterthur ist frustriert: «Seit über einem Jahr habe ich meine mittlerweile 18-monatige Tochter nur drei Stunden gesehen», sagt er. Und das, obwohl ihm eigentlich viel mehr Besuchszeit zustehe. Das entsprechende Gerichtsurteil vom Oktober 2020 liegt 20 Minuten vor. Darin wird festgehalten, dass die Eltern das gemeinsame Sorgerecht für die Tochter hätten. Und dass S. «berechtigt und verpflichtet» sei, seine Tochter pro Monat zweimal während drei Stunden zu besuchen.
Es sei ein schwieriges Jahr gewesen, sagt S. Im Juni des vergangenen Jahres hätten er und seine Ehefrau sich getrennt. Nach dem Urteil vom Oktober sei im Dezember eine Kesb-Beiständin eingesetzt worden. Nach dem Besuchstermin im Februar habe sich die Mutter aber geweigert, die Tochter weiterhin zu den Besuchsterminen zu bringen. Die ganze Situation habe ihn psychisch so belastet, dass er Ende Februar zusammengebrochen sei. Langsam wisse er nicht mehr, wie es weitergehen solle: «Ich weiss im Moment nicht mal, wie meine Tochter aussieht.» Die Ex-Partnerin von S. und deren Anwältin reagierten nicht auf wiederholte Anfragen von 20 Minuten.
S. sagt, mittlerweile liege sein Fall wieder bei der Kesb, die ihn neu aufrolle. Sein Vertrauen in die Behörden sei aber erschüttert. Karin Fischer, Präsidentin der Kesb WinterthurAndelfingen, sagt: «Covid hat unsere Arbeit erschwert.» Es sei schwieriger gewesen, den Zugang zu betroffenen Familien zu finden.
*Name der Redaktion bekannt