20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
Verschlafen Influencer in der Schweiz den Follower-Trick?
ZÜRICH. Zahlreiche deutsche Influencer schalten ihr Insta-Profil privat, um mehr Follows zu kriegen. In der Schweiz wird die Masche kaum verwendet.
Zurzeit haben mehrere deutsche Influencer ihr Insta-Profil vorübergehend auf privat gestellt. Allen voran die RealityTV-Stars Georgina Fleur (31), Kate Merlan (34) und Till Adam (32). «Bild» spricht von einem neuen Trick, um die Followerschaft zu vergrössern. Hierzulande scheint die Masche jedoch noch nicht ganz angekommen zu sein. «Bisher beobachten wir das vermehrt in Deutschland», meint etwa Ralf Osteroth, CEO der Influencer-Marketing-Agentur Picstars, gegenüber 20 Minuten. Er wisse von keinem Schweizer Management, das diese Taktik aktiv empfehle. Beauty-Guru Brian Havarie (21) stimmt dem zu: «Ich kenne einige, die das machen – jedoch niemanden aus der Schweiz. Ich weiss von Freunden, dass es nicht sehr nachhaltig ist.» Model Sara Leutenegger (27) sieht den Trick sogar eher als Nachteil: «Mittlerweile ist man stark auf den Insta-Algorithmus angewiesen. Ein privates Profil senkt die Reichweite der Posts.»
Laut Osteroth mache eine
Privatschaltung vor allem dann Sinn, wenn jemand einen hohen Bekanntheitsgrad hat. Er betont jedoch, dass ein privates Profil gewinnbringende Kooperationen mit Marken beeinträchtigen könne. Grund dafür sind sogenannte Insights, also Statistiken über die Followerschaft, die nur durch ein Geschäftsoder Creator-Profil ersichtlich sind. Wer sein Profil privat stellt, verliert diese Funktion.
Etwas überzeugter von der Taktik ist Daniel Koss, CEO der Influencer-Marketing-Agentur Yxterix: «Sie wird weltweit von vielen grossen Content-Creators verwendet.» Die Methode funktioniere insbesondere bei
Profilen, deren Beiträge fleissig geteilt werden.
Wie es klappt, erklärt er anhand von Comedian Zeki Bulgurcu (31), das ihm einzig bekannte Beispiel aus der Schweiz: «Bevor er einen neuen Beitrag veröffentlicht, stellt er sein Profil für einige Stunden auf privat. Wenn seine Follower den Post jetzt via Direktnachricht mit ihren Freunden teilen, müssen diese ihm folgen, um sich den Beitrag überhaupt ansehen zu können.» Als einfachen Trick kann man die Privatschaltung aber eigentlich nicht bezeichnen. Laut Koss sei der Aufwand «brutal», denn schliesslich müsse man jede Person einzeln annehmen.