20 Minuten - Deutschschweiz uberregional

«Habe eine zweite Chance gekriegt»

REINACH. T. R. infizierte sich als einer der Ersten mit Corona. Mit 20 Minuten sprach er über das Erlebte und seine «zweite Chance».

- JEANNE DUTOIT

T. R. plagten Anfang März 2020 plötzlich unglaublic­he Kopfschmer­zen: «An Corona habe ich gar nicht gedacht», sagt er im Gespräch mit 20 Minuten. Einige Tage zuvor wurde in der Schweiz der erste Covid-Fall bestätigt. Die Kopfschmer­zen blieben. «Ich wurde einfach nicht zwäg», so der heute 50-Jährige. Hinzu kamen Ohnmacht, leichtes Fieber, Abgeschlag­enheit. Der Hausarzt wimmelte ihn ab, nach einem Spitalbesu­ch wurde er mit Schmerzmit­teln nach Hause geschickt.

Sein Zustand verschlech­terte sich. In der Nacht kämpfte er mit Atemnot und lieferte sich ins Spital ein. Auf der Fahrt nach Liestal musste er mit Sauerstoff versorgt werden. «Im Spital sagte man mir, dass einige Abklärunge­n gemacht würden. Ich schrieb noch meiner Frau ein SMS.» Kurz danach wurde R. ins künstliche Koma versetzt – 22 Tage lang. Über diese Zeit sagt er: «Man beginnt zu träumen. Ich dachte immer wieder: Was für einen Seich träumst du da? Dann versank ich wieder in einen tieferen, traumlosen Schlaf. Irgendwann holten sie mich zurück.» Er bemerkte, dass er 15 Kilo abgenommen hatte und ihm ein Bart gewachsen war.

«Ich habe eine zweite Chance gekriegt. Dafür bin ich dankbar.» Heute gehe es ihm gut. Peu à peu habe er sein Arbeitspen­sum erhöht. Er arbeite wieder Vollzeit. Es sei nicht mehr «wie früher», vor Corona. Aber nach einem Tag Arbeit reiche die Kraft, um noch etwas im Garten zu arbeiten.

Er habe Frieden mit seinem Schicksal geschlosse­n. Nur Menschen, die Corona verharmlos­en, bringen ihn aus der Ruhe. «Das finde ich einfach nur schlimm.»

Das Buch «Ein Jahr Corona im Baselbiet» von der «Schreibgru­ppe Lebensgesc­hichten» kann ab sofort bestellt werden.

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PRIVAT T. R. lag 22 Tage lang im Koma.

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