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Bundesrat zögert – selbst Linke will lockern
BERN. Politiker von links bis rechts begrüssen die Forderung von Virologen, die Covid-Massnahmen schon bald aufzuheben.
Epidemiologen fordern eine Rückkehr zur Normalität. So sagt Marcel Salathé, Professor an der Universität Lausanne: «Wir sind jetzt praktisch an einem Punkt angekommen, an dem allzu einschränkende Massnahmen nicht mehr verhältnismässig sind.» Die Geduld vieler könnte zu Ende gehen, so das ehemalige ScienceTaskforce-Mitglied gegenüber den Tamedia-Zeitungen. Marcel Tanner, früher TaskforceMitglied und Direktor des Tropeninstituts, sieht es ähnlich. Die Lage erlaube es, dass der Bundesrat im Verlaufe des Augusts die Normalisierungsphase einläute, sagte er zur «SonntagsZeitung».
Politiker stimmen dem zu. So auch SP-Nationalrat Pierre-Yves Maillard: «Es ist gut, dass Epidemiologen eine Rückkehr zur Normalität fordern», so der Waadtländer zu 20Minuten. «Sie nehmen damit ihre Verantwortung auch dann wahr, wenn es um eine Rückkehr zur Normalität geht.» Grünen-Präsident Balthasar Glättli findet, dass es nach den Ferien nochmals einen «Impfeffort» brauche. «Es ist aber klar, dass dann der Moment kommt, ab dem Einschränkungen für die gesamte Bevölkerung unverhältnismässig werden.» Trotzdem macht er sich Sorgen, vor allem wegen der Delta-Variante.
Der St. Galler FDP-Nationalrat Marcel Dobler sagt: «Ich habe die Aussagen von Marcel Salathé gelesen und habe mich sehr darüber gefreut.» Bei der heutigen tiefen Zahl schwerer Krankheitsverläufe könne man einschränkende Massnahmen nicht mehr rechtfertigen. «Die schweren Verläufe betreffen fast ausschliesslich Personen, die sich nicht impfen lassen wollen. Es ist deren freier Entscheid, sich selbst zu gefährden.» Und SVP-Nationalrat Thomas Aeschi meinte, dass man längst so weit sei, dass man die Massnahmen aufheben könne.