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Exklusiv: Mehmedi über Nati-Rücktritt
ZÜRICH. Der Schweizer Fussballer Admir Mehmedi im Interview über den Rücktritt aus der Nati.
ZÜRICH. Nach der erfolgreichsten Europameisterschaft in der Geschichte der Schweiz ist Admir Mehmedi (30) aus der Nati zurückgetreten. Im 20-MinutenInterview spricht der Fussballer exklusiv über seine Beweggründe, welche Pläne er nun für die Zukunft verfolgt und dass seine Ehefrau ihm vom Rücktritt abgeraten hat. Mehmedi gibt zudem Einblicke in sein Privatleben wie noch nie zuvor und erzählt, dass sein Sohn das Talent zum Fussballer hat.
Admir Mehmedi, Sie sind mit 30 bereits aus der Nati zurückgetreten. Wieso? Die ersten Gedanken kamen mir vor einem Jahr. Ich wollte den Zeitpunkt immer selbst bestimmen. Meine Familie ist weiter gewachsen und ich hatte schwere Verletzungen. Es fühlte sich nun nach dem richtigen Zeitpunkt an.
Hatten Sie auch Angst, dass Sie künftig auf der Bank sitzen, wie an der EM?
Nein, ich hatte keine Angst. Ich wäre auch zurückgetreten, wenn ich jedes Spiel 90 Minuten durchgespielt hätte.
Welche Reaktionen haben Sie erhalten?
Positive und auch sehr emotionale. Viele haben gesagt, dass ich als Mensch gut angekommen sei. Das ist mir sehr wichtig. Als Natispieler bist du nicht nur Sportler, sondern auch Botschafter dieses Landes.
Ihr letzter Natimoment war der fünfte Penalty beim EM-Sieg gegen Frankreich. Ein toller Abgang, nicht?
Ich habe im Turnier eine Nebenrolle gespielt und trotzdem hatte ich diesen einen Moment, wo ich etwas zu diesem historischen Sieg in einer Hauptrolle beitragen konnte. Es ist schön, dass mir das zum Abschluss gelungen ist.
Welches waren Ihre Nati-Highlights?
Sicherlich das Debüt im Wembley-Stadion gegen England und die Aufnahme ins Team. Es sind Freundschaften entstanden, die weiter anhalten werden. Worauf hätten Sie gern verzichtet? Ganz ehrlich? Auf nichts. Auch wenn ich Emotionen nicht immer gegen aussen zeige, war jeder Tag im Natidress eine Ehre. Ich habe diesem Land alles zu verdanken, was ich habe und bin. Als kleiner Bub wollte ich nur Natispieler sein – und das durfte ich nun zehn Jahre lang sein.
Sie gehören zur Doppelbürgergeneration. Immer mal wieder ein Thema.
Jeder darf seine Meinung haben. Ich habe mich stets auf meine sportlichen Leistungen fokussiert und bin überzeugt, dass diese Secondo-Generation eine Qualität in die Nati bringt, die man sonst nicht hätte.
Sie wurden auch angefeindet, weil Sie die Hymne nicht gesungen haben.
Wie man den Stolz gegenüber seinem Land auslebt oder zeigt, darf doch jeder selbst entscheiden. Ich kann sagen, dass ich, wie auch alle Jungs in diesem Team, verdammt stolz bin, für die Schweiz zu spielen.
Wie hat Ihre Ehefrau auf den Rücktritt reagiert?
Sie riet mir davon ab und sagte, dass ich die WM im nächsten Jahr noch mitnehmen solle. Schliesslich hat sie meine Entscheidung jedoch unterstützt.
Sie sind ein Familienmensch, Vater von drei Kindern. Was gibt Ihnen die Familie?
Es ist das Wichtigste in meinem Leben. Für mich war immer klar, dass ich jung die Frau fürs Leben finden möchte und
«Ich habe diesem Land alles zu verdanken, was ich habe und bin.»
«Mein Sohn Noar (4) hat kürzlich gesagt, er werde viel besser sein als ich.»
früh eine Familie gründen möchte. Ich bin sehr, sehr glücklich.
Sie haben zwei Söhne – treten sie in Ihre Fussballer-Fussstapfen?
Noar (4) hat kürzlich gesagt, er werde viel besser sein als ich (lacht). Er kann schon ganz gut dribbeln und hat eine starke Schusstechnik. Das kommt gut.
Wie geht es bei Ihrem Club, dem VFL Wolfsburg, weiter?
Sie haben noch ein Jahr einen Vertrag.
Ich würde lügen, wenn ich schon wüsste, wie die nächsten Jahre aussehen werden. Ich gehe aber davon aus, dass ich diese Saison dort spielen werde.
Eine Rückkehr in die Schweiz?
Ja, es ist mein Ziel, nochmals eine Saison beim FC Zürich zu spielen. Ich habe eine extrem grosse Verbundenheit zu diesem Club und würde in Zukunft auch gern in einer Form dort arbeiten.
Mit Videos Ihrer Sprüche wurden Sie zur Kultfigur bei den Fussballfans. Stört Sie das oder freuen sie sich darüber?
Ich habe mich in meinem Leben noch nie verstellt. Ich habe mich immer so gegeben, wie ich bin, und sage immer, was ich denke. Wenn etwas lustig rüberkommt und die Menschen zum Lachen bringt, ist das doch schön.