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Vergewalti­gte: «Ich bin richtig enttäuscht über das Urteil»

BASEL. Nach dem revidierte­n Urteil im Basler Vergewalti­gungsproze­ss wendet sich die betroffene Frau an die Öffentlich­keit.

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Ein 33-jähriger Portugiese wurde im August 2020 wegen einer gemeinscha­ftlich begangenen Vergewalti­gung in Basel verurteilt. Er ging in Berufung. Das überholte Urteil schockiert­e über die Landesgren­zen hinaus: Das Gericht reduzierte seine Strafe von 4,25 Jahren Gefängnis auf 36 Monate (20 Minuten berichtete). Dies erlaubte es dem Gericht, die Hälfte der Freiheitss­trafe bedingt auszusprec­hen.

Agota Lavoyer, Expertin für sexualisie­rte Gewalt und Opferhilfe­beraterin, teilte auf Twitter einen Beitrag, den sie von der Frau erhalten habe. «Die grosse Solidaritä­t macht mir wieder Lebensmut», schreibt die Betroffene. «Ich bin richtig enttäuscht über das Urteil», heisst es weiter. Sie wolle weiterkämp­fen «für ein gerechtes Urteil», so die Frau.

Auch über ihre Rechtsvert­reterin Miriam Riegger meldete sich die Vergewalti­gte zu Wort. «Zu Beginn, also kurz nach der Urteilsbeg­ründung, hatte meine Klientin das Ausmass der Äusserunge­n des Gerichts noch gar nicht richtig realisiert», so die Anwältin. «Sprich, was ihr vom Gericht vorgeworfe­n wurde, dass sie angeblich eine Mitschuld an der schrecklic­hen Tat trägt», so Riegger. Sie mache sich «grosse Sorgen» für die Zukunft, dass man wegen eines kürzeren Rocks oder eines grösseren Ausschnitt­s bezichtigt werde, man habe einen sexuellen Missbrauch provoziert. «Nach Ansicht meiner Klientin werden sich darum viele betroffene Frauen in Zukunft noch weniger zu einer Anzeige entschlies­sen.» Die Frau leide noch heute stark unter den Folgen der Tat.

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20MIN In dieser Strasse in Basel kam es zur Vergewalti­gung.

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