«Es ist ungerecht, in Freiheit zu leben und Ja zu stimmen»
ZÜRICH. Die Abstimmung zum Referendum in der Türkei ist eröffnet. Gestern wurden erste Zettel in die Urne geworfen.
Seit gestern können die Türken in der Schweiz über das geplante Verfassungsreferendum abstimmen. Würde es angenommen, erhielte Präsident Recep Tayyip Erdogan mehr Macht. In Zürich nutzten bereits gestern etliche Türken die Gelegenheit, abzustimmen.
«Ich habe Nein gestimmt», sagt etwa die 20-jährige Ewin aus Zürich. Die Einschränkungen in der Türkei seien unfair, findet sie. Und: «Wer Ja stimmt, soll wieder in die Türkei gehen. Es ist ungerecht, wenn sie hier ihre Freiheit leben und dort Ja stimmen.» In der Schweiz hätten die Frauen mehr Rechte, was in der Türkei so nicht möglich sei. «Es ist eine unzumutbare Lage dort unten.» Auch Ali hat gegen das Referendum gestimmt. Um an die Urne zu gehen, hat er sich extra freigenommen. «Für uns ist das wichtig wegen der Diktatur», sagt er.
Hüseyin ist Mitverantwortlicher der demokratischen Partei HDP und gehört somit zu den Referendumsgegnern. «Es werden hier mindestens 75 Prozent Nein stimmen», prophezeit er. Damit die Wahlbeteiligung hoch ist, wurden sogar Busse und Fahrgelegenheiten organisiert, denn in der Schweiz kann lediglich an drei Orten abgestimmt werden: in den Generalkonsulaten in Zürich und Genf sowie in der türkischen Botschaft in Bern. Angst vor Konflikten hat Hüseyin nicht. «Wir vertrauen auf die Schweizer Sicherheit und die Polizei. Deshalb haben wir keine Probleme.»