James Blunt will sich nicht mehr entschuldigen müssen
James Blunt, «The Afterlove », Warner Music.
James Blunt erlebt gerade einen zweiten Frühling. Mittlerweile hat jeder mitbekommen, dass der Schmusesänger auf Twitter eigentlich ganz witzig ist («Wenn ihr dachtet, 2016 war schlimm – ich bringe 2017 ein neues Album raus»), und seine ganze Marketingstrategie ist neuerdings auf Selbstironie getrimmt. Der Effekt: Trotz Weichspüler-Sound wirkt der «You’re Beautiful»Sänger nun irgendwie cool. Ist es also plötzlich okay, James Blunt (immerhin halbironisch) zu mögen?
Nun ist sein fünftes Album, «The Afterlove», erschienen und nicht nur Blunts PR-Taktik, sondern auch sein Sound hat ein Update bekommen: Der Gitarren-Kuschelrock rückt spürbar in den Hintergrund, stattdessen arbeitet Blunt mit Elementen moderner Hits. Da wären etwa die tropischen Synthies in «Lose My Number», die sich Blunt bei Justin Bieber abgeschaut hat, knurrende Bässe und Stampf-Beats in «California», und auch Auto-Tune kommt verstärkt zum Einsatz. Die ganze Entwicklung erinnert an Ed Sheeran, den Blunt auf der kommenden Tour auch gleich supporten wird. Klassische Blunt-Nummern finden sich eher in der zweiten Hälfte mit Songs wie «Make Me Better» oder «2005». Letzterer ist wahrscheinlich der aufrichtigste Moment des Albums – Blunt sinniert darin über seine Hit-Single «You’re Beautiful» nach: «Ich muss mich ständig für einen Song entschuldigen, den ich 2005 geschrieben habe», singt er. Trotz des relativ kitschigen Radiosounds wirkt Blunt in seiner aktuellen Situation authentisch, und vor allem nimmt er sich selber im Vergleich zu seinen Kollegen nicht unbedingt wahnsinnig ernst. Ja, es ist okay, James Blunt (immerhin halbironisch) zu mögen.