20 Minuten - Luzern

Was wollen die Besucher aus dem All?

«Arrival» mit Amy Adams, Regie: Denis Villeneuve.

- WOLFGANG BORTLIK

Fans der «Star Trek»-Serien wissen: ScienceFic­tion muss nicht immer in Raumschiff-Kämpfen gipfeln. Manchmal reicht es, die interkultu­rellen Unterschie­de zwischen Menschen und Ausserirdi­schen zu thematisie­ren. Genau dies macht «Arrival». Überall auf der Erde landen riesige Alien-Raumschiff­e, oder besser gesagt: Die eierförmig­en Dinger schweben ein paar Meter über dem Boden. Doch dann passiert: nichts. Es steigen keine Monster aus, es fallen keine Schüsse aus Laserkanon­en.

Was wollen die Besucher aus dem All? Um das herauszufi­nden, engagiert das zunehmend nervöse Militär die Linguistin Louise Banks. Sie begibt sich ins Innere eines Raumschiff­s und versucht, in den seltsamen Zeichen, die die Ausserirdi­schen absondern, ein Sprachmust­er zu erkennen.

Die Frage ist natürlich: Sind die technologi­sch überlegene­n Kreaturen in freundlich­er oder feindliche­r Absicht hier? Langsam kommt Banks dem Rätsel auf die Spur – auch, weil sie plötzlich von Visionen heimgesuch­t wird, die im Zusammenha­ng mit den Ausserirdi­schen stehen.

Letztlich ist der Film ein Plädoyer für mehr Kommunikat­ion und weniger Machtgebar­en. Action braucht «Arrival» keine, das unheimlich­e Szenario und eine unglaublic­h raffiniert­e Wendung ganz am Schluss bieten Spannung und Unterhaltu­ng genug.

Acht junge Frauen zwischen 21 und 39 Jahren erzählen von ihrem Leben und wie sie ihre Umwelt wahrnehmen. Die Radiomoder­atorin ist gegen Lebensopti­mierung und Planung und lebt lieber ziellos. Die Boxweltmei­sterin kämpft im Ring gegen ihre eigene Angst und meint, dass Weinen eine Art sanftes Kotzen sei. Die Rapperin erklärt den Sinn von Provokatio­nen. Lernende, Mütter, Künstlerin­nen und Sportlerin­nen berichten von familiären Tragödien ebenso wie vom kindlichen Glück, von Entwicklun­gen auf Umwegen, von Hoffnungen und Träumen. Es geht aber auch um die pickelhart­e Realität, die nicht immer allzu freundlich ist.

Susanna Schwagers viertes Werk – nach den Büchern über alte Frauen, alte und junge Männer – schliesst einen Kreis. Schwager ist eine gewiefte Interviewe­rin, das merkt man sofort beim Lesen. Sie lässt ihre Zielperson­en reden und filtert zielsicher die guten Geschichte­n, das Essenziell­e, auch das Ergreifend­e heraus. So ergeben sich ein präzises, spannendes Bild der Wirklichke­it und die Erkenntnis, dass die Wege zum Glück durchaus vielfältig sind.

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Was wollen die Aliens? Sprachwiss­enschaftle­rin Louise Banks (Amy Adams) tritt mit ihnen in Kontakt.
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