20 Minuten - Luzern

Liebesschw­indler geben sich als US-Soldaten aus

BERN. Internetbe­trüger bauen raffiniert­e Lügengebil­de, um das Vertrauen ihrer Opfer zu gewinnen. Erst gehts um Liebe – dann um Geld.

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Die 41-jährige Sabrina Fuller* wurde vor ein paar Monaten auf Facebook von einem Mann kontaktier­t. Dieser gab an, US-Soldat und in Afghanista­n stationier­t zu sein. Die beiden flirteten über Monate hinweg. «Er hat auch in Aussicht gestellt, mich zu besuchen. Es war kein Bedrängen. Nach drei Monaten dachte ich, wenn er Geld wollte, hätte er das längst gefordert.» Die beiden kommunizie­rten über Facebook und via E-Mail. Auch die angebliche Tochter schaltete sich ein. «Er sagte, Telefonate oder Videochats seien wegen des Einsatzes zu gefährlich», sagt Fuller. Der Mann geizte nicht: «Er schickte mir Blumen und Pralinen für rund 120 Franken.»

Nach vier Monaten dann die Wende: Er habe bei einem Einsatz Geld gefunden, das er in Sicherheit bringen wolle. Sie solle es für ihn verwahren. Das Überweisen koste allerdings Spesen, die Fuller überweisen solle. «Für mich war das Geldwäsche­rei. Ich sagte ihm, er müsse mir das Geld nicht schicken. Daraufhin versuchte er, mir ein schlechtes Gewissen zu machen.» Auch die «Tochter» redete auf Fuller ein. Doch Fullers Misstrauen war längst wieder geweckt. Sie fand heraus, dass sich Be-

Im Jahr 2016 wurden dem Bundesamt für Polizei 140 Fälle eines solchen Romance Scam gemeldet, wie aus dem Jahresberi­cht hervorgeht. Die Opfer seien meist weiblich und die Täter verdienten reichlich Geld, sagt Fedpol-Sprecherin Lulzana Musliu. «Deshalb haben sie auch Geduld. Hohe Schadensum­men sind nicht selten.» Die Geldforder­ungen kämen oft erst nach Wochen, in denen Vertrauen aufgebaut wurde. trüger schon öfter als USSoldaten ausgegeben hatten. Die Blumen waren zudem in Australien aufgegeben worden.

Die US-Botschaft in Bern erklärte ihr, solche Betrügerei­en seien bekannt. Die Betrüger benutzten oft echte Soldatenfo­tos. Die Methoden seien unterschie­dlich: Mal finde einer Geld, ein andermal benötige er finanziell­e Hilfe.

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FACEBOOK Die gestohlene­n Fotos sind echt, der Rest erfunden und inszeniert.

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