«Das Grundeinkommen sparen wir für unser Kind»
ZÜRICH. Konrad M. hat vor einem Jahr ein einjähriges Grundeinkommen gewonnen. Nun erzählt er, was er damit gemacht hat.
Konrad M.*, ein Jahr lang haben Sie nun ein Grundeinkommen erhalten. Was war damals Ihre erste Reaktion?
Ich habe mich gefreut (lacht).
Hat sich Ihr Leben verändert?
Nein, prinzipiell ist alles beim Alten geblieben. Ich arbeite nach wie vor als Zimmermann und leiste gleich viele Arbeitsstunden wie vorher. Ich hätte auch gar nicht von heute auf morgen viel verändern wollen, schliesslich möchte ich meinen Kunden gerecht werden.
Hätten Sie mehr verändert, wenn das Grundeinkommen unbeschränkt gewesen wäre?
Das denke ich nicht. Ich hätte gleich viel gearbeitet, weil mir mein Beruf Spass macht. Allenfalls hätte ich mehr Zeit in persönliche Projekte investiert. Ich würde vielleicht gewisse Dinge aus privatem Interesse bauen, nicht weil ein Auftraggeber dahinter steckt.
Was haben Sie konkret mit dem Grundeinkommen gemacht?
Es hat meiner Frau die Möglichkeit gegeben, den Sprung in die berufliche Selbstständigkeit zu wagen. Dazu konnte sie etwas Startgeld gut gebrauchen. Und nun ist sie schwanger. Einen Teil des Geldes sparen wir für unser Kind.
Was halten Sie allgemein von der Idee des Grundgehalts?
Ich denke, in einer hochtechnologischen Gesellschaft wie der Schweiz wäre ein bedingungsloses Grundeinkommen umsetzbar. Wenn die Menschen durch den Fortschritt so weit sind, dass sie immer weniger Arbeit brauchen, um die Grundbedürfnisse zu decken, dann soll keiner mehr auf der Strasse leben müssen. Letztlich ist genug für alle da, die Frage ist, wie es verteilt wird.
Ist das Grundeinkommen nicht bloss eine Utopie?
Ich glaube nicht, dass der Mensch auf Dauer gerne auf der Couch herumsitzt. Natürlich ist es auch mal schön, sich zu entspannen, aber längerfristig wird das langweilig und man will wieder arbeiten. Konrads Grundeinkommen wurde 2016 im Rahmen der Volksabstimmung verlost. Mitglieder des ehemaligen Kampagne-Teams wollen nun mit dem Verein «Dein Grund- einkommen» (Deinbge.ch) die Grundeinkommensbewegung politisch vereinen, aktive Regionalgruppen aufbauen sowie eine Informationsplattform betreiben.