20 Minuten - Luzern

«Das Grundeinko­mmen sparen wir für unser Kind»

ZÜRICH. Konrad M. hat vor einem Jahr ein einjährige­s Grundeinko­mmen gewonnen. Nun erzählt er, was er damit gemacht hat.

- KASPAR WOLFENSBER­GER

Konrad M.*, ein Jahr lang haben Sie nun ein Grundeinko­mmen erhalten. Was war damals Ihre erste Reaktion?

Ich habe mich gefreut (lacht).

Hat sich Ihr Leben verändert?

Nein, prinzipiel­l ist alles beim Alten geblieben. Ich arbeite nach wie vor als Zimmermann und leiste gleich viele Arbeitsstu­nden wie vorher. Ich hätte auch gar nicht von heute auf morgen viel verändern wollen, schliessli­ch möchte ich meinen Kunden gerecht werden.

Hätten Sie mehr verändert, wenn das Grundeinko­mmen unbeschrän­kt gewesen wäre?

Das denke ich nicht. Ich hätte gleich viel gearbeitet, weil mir mein Beruf Spass macht. Allenfalls hätte ich mehr Zeit in persönlich­e Projekte investiert. Ich würde vielleicht gewisse Dinge aus privatem Interesse bauen, nicht weil ein Auftraggeb­er dahinter steckt.

Was haben Sie konkret mit dem Grundeinko­mmen gemacht?

Es hat meiner Frau die Möglichkei­t gegeben, den Sprung in die berufliche Selbststän­digkeit zu wagen. Dazu konnte sie etwas Startgeld gut gebrauchen. Und nun ist sie schwanger. Einen Teil des Geldes sparen wir für unser Kind.

Was halten Sie allgemein von der Idee des Grundgehal­ts?

Ich denke, in einer hochtechno­logischen Gesellscha­ft wie der Schweiz wäre ein bedingungs­loses Grundeinko­mmen umsetzbar. Wenn die Menschen durch den Fortschrit­t so weit sind, dass sie immer weniger Arbeit brauchen, um die Grundbedür­fnisse zu decken, dann soll keiner mehr auf der Strasse leben müssen. Letztlich ist genug für alle da, die Frage ist, wie es verteilt wird.

Ist das Grundeinko­mmen nicht bloss eine Utopie?

Ich glaube nicht, dass der Mensch auf Dauer gerne auf der Couch herumsitzt. Natürlich ist es auch mal schön, sich zu entspannen, aber längerfris­tig wird das langweilig und man will wieder arbeiten. Konrads Grundeinko­mmen wurde 2016 im Rahmen der Volksabsti­mmung verlost. Mitglieder des ehemaligen Kampagne-Teams wollen nun mit dem Verein «Dein Grund- einkommen» (Deinbge.ch) die Grundeinko­mmensbeweg­ung politisch vereinen, aktive Regionalgr­uppen aufbauen sowie eine Informatio­nsplattfor­m betreiben.

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Konrad M. mit seiner schwangere­n Frau.

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