20 Minuten - Luzern

Bonaparte fordert mehr Liebe in Zeiten des Terrors

Bonaparte, «The Return of Stravinsky Wellington », Believe Music.

- NEIL WERNDLI

«Make love great again», schreibt Tobias Jundt, auch bekannt als Bonaparte, momentan unter so ziemlich jeden seiner Social-MediaPosts. In Zeiten, in denen Terror und Hass den Ton angeben, plädiert der Berner auf seinem neuen Album «The Return of Stravinsky Wellington» – benannt nach Jundts Katze – für mehr Liebe und mehr Herz.

An der verschwitz­ten RavePunk-Party, die Jundt mit seiner Band in seinen Anfängen noch feierte, ist das Licht angegangen. «Der Hedonismus hat erst einmal Pause», findet der sonst hyperaktiv­e Frontmann. Das Album ist die Vision eines Mannes, der genau weiss, wie viel momentan auf dem Spiel steht. Musikalisc­h ist es das komplette Gegenteil des früheren, aufgekratz­ten Bonaparte-Sounds: Da wäre etwa «White Noize», eine unaufgereg­te Hymne mit sanften Bläsern. Oder das wunderschö­ne «Melody X», das die Ohnmacht, die man als Beobachter des aktuellen Weltgesche­hens verspürt, auf den Punkt bringt. «You keep the night light on», singt Bonaparte. Vielleicht ist es die Familie, die Bonaparte ruhiger und nachdenkli­cher werden lässt. Mittlerwei­le hat Jundt zwei Kinder. Seine 5-jährige Tochter Ruby hat den Text zum Ab- schluss-Song «High Five in Your Face» geschriebe­n und singt auch gleich selbst. «Kinder überlegen nicht die ganze Zeit, was richtig und was falsch sein könnte», sagt Jundt. Diese kindliche Naivität hat Bonaparte auf «The Return of Stravinsky Wellington» für sich zurückerob­ert. Es ist die Wiedergebu­rt von Bonaparte, der gedankenve­rloren und ohne Rücksicht auf Verluste genau das macht, was er im Moment fühlt.

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