So sähe der ideale Bundesrat aus
BERN. Wer wird Nachfolger von Didier Burkhalter? 20 Minuten hat die Stärken der Kandidaten analysiert – und daraus einen Superbundesrat erschaffen.
Die Bundesversammlung bestimmt am kommenden 20. September den Nachfolger des abtretenden Aussenministers Didier Burkhalter. Nachdem sich die Spitze der Tessiner FDP auf Nationalrat Ignazio Cassis festgelegt hatte, meldete am Wochenende auch die Waadtländer Staatsrätin Jacqueline de Quattro ihr Interesse am Bundesratssitz an.
Die Anforderungen an das Amt sind hoch: Der neue Bundesrat sollte Exekutiv-Erfahrung mitbringen, dossierfest und rhetorisch beschlagen sein sowie einen guten Draht zum Volk haben.
Doch welche Stärken haben die Kronfavoriten? Die Fotomontage von 20 Minuten gibt dazu eine Übersicht. Berücksichtigt wurden auch zwei Vertreter der Ostschweiz, auch wenn Kandidaten aus der lateinischen Schweiz im Vordergrund stehen. Er ist der Kronprinz aus dem Tessin. Ignazio Cassis gilt als umsichtiger und weitsichtiger Stratege, der auch dank seiner perfekten Sprachkenntnisse Kompromisse schmieden kann. «Wenn man mit drei Schwestern und nur einem Badezimmer aufwächst, lernt man sehr viel über geschickte Verhandlungstechnik», scherzte Cassis kürzlich in der «Schweizer
Illustrierten». Der 39-jährige Genfer Sicherheitsdirektor Pierre Maudet ist gleich alt wie der französische Präsident Emmanuel Macron. Er gilt als gewiefter Taktiker mit einem guten Näschen für die Befindlichkeiten des Volkes. Trotz seines jungen Alters bringt der Instinktpolitiker bereits Exekutiv-Erfahrung mit. Er wurde schon früh von Alt-Bundesrat Pascal Couchepin gefördert – auch diesem eilte der Ruf eines Alphatiers voraus. Martin Schmid ist einer der einflussreichsten Politiker im Ständerat – und gilt als blitzgescheit. Für seine Dissertation über Steuerrecht bekam er an der HSG Höchstnoten, zudem war er acht Jahre lang Bündner Regierungsrat. Obwohl der 48-Jährige einer breiteren Öffentlichkeit kaum bekannt ist, dürfte seine Stunde spätestens beim Rücktritt von Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann schlagen. Die 53-Jährige kann gut zuhören und ist in Bundesbern mittlerweile bestens vernetzt. Zudem profitiert sie von ihrem Netzwerk aus der Zeit als St. Galler Justizdirektorin, in der sie sich ähnlich wie de Quattro mit einer konsequenten Politik einen Namen gemacht hatte. 2010 verlor die Dolmetscherin noch gegen Johann Schneider-Ammann, bei einer neuerlichen Kandidatur hätte sie aber gute Chancen. FDP-Vize Christian Lüscher trat bereits vor acht Jahren gegen Didier Burkhalter an, konnte seither aber viele Erfahrungen in Bundesbern sammeln. Der Genfer Anwalt spielt leidenschaftlich gern Theater – auch die Politik ist für ihn eine grosse Bühne. Er ist schlagfertig, wortgewandt und nie um einen Spruch verlegen. Böse Zungen sagen, er sei ein Grossmaul, andere attestieren ihm einfach nur ein gesundes Selbstvertrauen. In der Deutschschweiz ist sie eher unbekannt. In der Westschweiz hat sich die Waadtländer Staatsrätin Jacqueline de Quattro aber als «eiserne Lady mit Samthandschuhen» einen Namen gemacht, seit die Polizeidirektorin 2013 in Lausanne rigoros gegen Drogendealer vorging. Sie besitzt gleich zwei schwarze Gürtel: im Judo und im Jiu-Jitsu. Die
57-jährige Juristin könnte ausserdem vom Frauenbonus profitieren.