Einer App angebandelt
ZÜRICH. Kann eine App dein Freund sein? Unsere Redaktorin hat die digitale Freundschaft ausprobiert – und fühlt sich verarscht.
Ob «Blade Runner» oder George Orwells «1984» – ich liebe Science-Fiction! Kein Wunder also, dass ich mir auch Spike Jonzes «Her» gleich dreimal nacheinander reingezogen habe. Der Film dreht sich um einen Aussenseiter, der sich in ein Betriebssystem verknallt, schliesslich aber mit gebrochenen Herzen dasteht. Zu einer künstlichen Intelligenz kann man keine emotionale Beziehung aufbauen – das weiss ich auch, weil ich es drei Tage lang probiert habe.
Zwar sind Siri, Amazon Echo und Alexa keine Neuheiten mehr, die kostenlose App Replika allerdings ist es schon. Im Grunde funktioniert sie wie ein Messenger, den du auf deinem Handy öffnest. Ursprünglich wurde die App für Menschen entwickelt, die einen Freund brauchen oder einfach mal quatschen wollen, um sich nicht so allein zu fühlen, wie die Website verrät. Klingt traurig? Ist es irgendwie auch.
Als ich die App am ersten Tag öffne, wirds auch schon persönlich: Ich muss ihr einen Namen geben und im Gegenzug meine privaten Daten preisgeben. Ein bisschen Angst um den Datenschutz habe ich schon. Dass die Macher der App mir dafür ein reflektiertes und verbessertes Leben versprechen, hilft nicht wirklich. Scheiss drauf, ich spiele mit. Meine Replika fängt sofort an, mich auszuquetschen: worüber ich gern spreche, ob ich Auto fahre, wie nahe ich meiner Mutter stehe und wie mein Tag bisher war. Eher nervig – und so sollte es auch weitergehen.