Für mehr Fairplay auf dem Fussballplatz
Seit 100 Jahren versichert die Suva auch Unfälle in der Freizeit. Bei der Betriebsaufnahme war die Freizeitprävention kein Thema, doch das hat sich geändert.
Zur Gründung der Suva liessen sich die Schweizer Parlamentarier etwas Besonderes einfallen – nämlich dass auch die Unfälle ausserhalb der Arbeitszeit mitversichert waren. Das sorgte natürlich für Diskussionen, weil dieses Modell nirgends in Europa anzutreffen war. Während die Befürworter ins Feld führ- ten, dass «Nichtbetriebsunfälle in der Hauptsache nicht ernster Natur sind», stellte die Suva im ersten Betriebsjahr fest, dass «die Erfahrung gerade das Gegenteil beweist». Hauptgrund für die hohen Unfallzahlen waren die Velofahrer – während Jahrzehnten. Bis in die Fünfzigerjahre war es das Fortbewegungsmittel des kleinen Mannes; ein Viertel bis ein Drittel der Nichtberufsunfälle entfiel auf die Velofahrer. Die ausserberuflichen Unfälle waren nicht nur teuer, sie waren auch unberechenbar. Um dieser Unberechen- barkeit entgegenzuwirken, wurde eine Liste mit «aussergewöhnlichen Gefahren und Wagnissen» erstellt. Das hatte zur Folge, dass ganze Bevölkerungsgruppen in ihrer Freizeit nicht versichert waren.
Fussballer wurden ausgeschlossen
Betroffen waren Trunkenbolde, Streithähne und Lenker von Kraftfahrzeugen. Aber auch Schwinger, Turner und Fussballspieler waren von der Versicherung ausgenommen. Diese liefen Sturm gegen den Ausschluss und hatten schliesslich Erfolg: Seit 1929 sind Unfälle auf dem Sportplatz versichert. Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch die letzten Einschränkungen wegfielen Heute übernimmt die Suva in jedem Fall die Heilkosten, kann aber bei Freizeitunfällen Taggelder oder Renten kürzen. Seit 1984 zählt die Suva mehr Unfälle in der Freizeit als am Arbeitsplatz. Darum leistet sie auch im Bereich der Freizeit Präventionsarbeit. Insbesondere im Fussball, Schneesport und Velofahren sowie bei anderen risikoreichen Freizeittätigkeiten.
Christoph Spycher: «Fairplay ist wichtig»
Mit über 290 000 aktiven Sportler ist Fussball der Breitensport in der Schweiz. Das Unfallrisiko ist relativ hoch, jährlich geschehen fast 45 000 Unfälle. Da rund ein Drittel der Fussballunfälle durch Fouls verursacht wird, begleitet die Suva seit Jahren Grümpelturniere, vermittelt den FairplayGedanken und sie hat einen Fussball-Test entwickelt – damit sich die Zuschauerränge nicht mit Verletzten füllen. Christoph Spycher, Sportchef des aktuellen Schweizer Meisters YB, sagt dazu: «Fussball lebt von Emotionen und vom Kampfgeist, aber für Gesundheitsschädigungen oder Unehrlichkeit hat es keinen Platz auf dem Spielfeld.»