Politikerin will gegen Loverboys vorgehen
BERN. Marianne Streiff ( EVP) ist über die Masche der Loverboys entsetzt. Sie will vom Bundesrat wissen, wie er Mädchen schützen will.
Es beginnt harmlos: Simon* ist nett und einfühlsam, macht Melanie* Geschenke. Sie hat ihn in einem Chatroom kennen gelernt, verliebt sich in ihn, schläft mit ihm – er ist ihre erste grosse Liebe. Doch schon bald wird er brutal und misshandelt das Mädchen. Am Ende zwingt er sie zum Sex mit fremden Männern und verlangt Videoaufnahmen davon.
«Warum soll ich das tun?», fragt Melanie. Das sei normal, antwortet ihr Freund. «Das machen alle. Du liebst mich doch. Oder nicht?» Zu diesem Zeitpunkt ist Melanie emotio nal abhängig von Simon und hat sich von ihrer Familie distanziert. Die junge Frau ist das Opfer eines Loverboys.
Über den Fall berichtete kürzlich die «NZZ am Sonntag». Es ist einer von elf, die der Beratungsund Meldestelle gegen Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung (ACT212) im Jahr 2017 gemeldet wurden. Die Zahl hat Marianne Streiff (EVP) aufgeschreckt. «Die Mel dungen – mit teils dramatischen Schilderungen – nehmen zu und sind vermutlich nur die Spitze des Eisbergs.» Streiff vermutet, dass die Dunkelziffer weitaus höher liegt. «Vielen Eltern und ihren Kindern ist das Phänomen der Loverboys nicht bekannt.» Sie will mit einer Interpellation vom Bundesrat wissen, wie er junge Mädchen vor Loverboys schützen möchte. Die Natio nalrätin will die Öffentlichkeit sensibilisieren. «Gerade an den Schulen und bei den Eltern ist Prävention nötig.» *Namen geändert