Wird ein Betrüger von einem Sozialdetektiv überführt
ZÜRICH. 20 Minuten liegen exklusive Videos vor, die Fälle dreisten Versicherungsmissbrauchs zeigen. Sie befeuern den Streit um die Sozialdetektive.
Ein Mann verlässt auf eine Krücke gestützt langsam eine Arztpraxis. Am selben Tag bewegt er sich aber auf einmal ganz normal fort. Tatsächlich handelt es sich um einen über Jahre zu 100 Prozent als arbeitsunfähig deklarierten Versicherten. Er soll unter Fuss, Knieund Rückenschmerzen leiden. Die Aufnahmen stammen von einem Sozialdetektiv, der von einer Mitgliedsfirma des Schweizerischen Versicherungsverbands (SVV) engagiert wurde. Der SVV bestätigt die Echtheit des Videos.
Laut CVPNationalrätin Ruth Humbel sind Aufnahmen von Sozialdetektiven die einzige Möglichkeit, gut organisierte Versicherungsbetrüger zu entlarven. «Es gibt immer wieder Leute, die viel Energie dazu aufbringen, die IV oder Unfallversicherung zu bescheissen, um zu einer Rente zu kom men. Observationen sollen abschreckend wirken.» Natürlich gebe es vereinzelt leider zu Unrecht Verdächtigte, doch die gebe es bei strafrechtlichen Observationen auch.
GLPVizepräsident Pascal Vuichard hingegen bemerkt, dass es sich um Extremfälle handle. Er lehne Observationen nicht generell ab: «Aber sie sollten das allerletzte Mittel bei erhärteten Verdachtsfällen sein und nur auf Grundlage einer richterlichen Genehmigung durchgeführt werden dürfen.» Observationen könnten mit dem neuen Gesetz von Versicherungen relativ leicht und willkürlich angeordnet werden: «Das hat in einem Rechtsstaat keinen Platz.»