Federer: Neues Erfolgsrezept und eine heikle Mission
LONDON. Roger Federer hat sich gestern erneut einen freien Tag gegönnt. Heute sieht der Baselbieter Kevin Anderson wieder.
Tennis ist eine simple Sportart. Wer gewinnt, ist eine Runde weiter, wer verliert, fährt nach Hause. Einzig an den ATPFinals ist alles anders. Roger Federer verlor sein Auftaktspiel gegen Kei Nishikori und darf immer noch auf den Halbfinaleinzug hoffen. Umgekehrt könnte es sein, dass er heute gegen Kevin Anderson gewinnt und dennoch ausscheidet. Es gibt einige mögliche Szenarien (siehe rechts). Federer hat einen Vorteil: Er wird seine Ausgangslage kennen, weil er den Abendmatch bestreitet. «Es wäre ein Witz, wenn ich sagen würde, die Ausgangslage sei mir egal», sagte er.
Der 37-Jährige weiss, dass er sich gegen den 2,03-MeterMann Anderson, der ihn im Wimbledon-Viertelfinal mit 13:11 im fünften Satz niedergerungen hatte, steigern muss. «Wichtig ist, dass ich ein gutes Spiel zeige», betonte der Masters-Rekordsieger, der erst einmal in der Vorrunde gescheitert ist. «Wenn es dann nicht reicht, ist es halt so. Dann habe ich den Halbfinal auch nicht verdient.»
Für seine schwache Leistung am Sonntag gegen Nishikori hatte Federer eine erstaun- liche Erklärung: Es lag an der Einstellung. «Man fühlt das Messer nicht gleich am Hals wie bei anderen Turnieren.» Er sei im Match ein wenig genervt gewesen. «Ich war zu negativ.» Er habe sich wieder daran erinnern müssen, was für ein Privileg es sei, in London in dieser Arena zu spielen. «Ich bin zum 16. Mal qualifiziert, vielleicht dachte ich, es sei einfach irgendein Spiel – das war sehr enttäuschend.» Er liess am Montag das Training aus, um den Kopf zu lüften. Das funktionierte. Beim souveränen Sieg gegen Dominic Thiem trat Federer stark verbessert auf. Und so streute er gestern gleich noch einen trainingsfreien Tag ein.