20 Minuten - Luzern

Bundesräti­nnen lassen Frauen jubeln

BERN. Was ändert sich, wenn mehr Frauen im Bundesrat sitzen?

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Mit Viola Amherd und Karin Keller-Sutter wurden gestern erstmals zwei Frauen gleichzeit­ig in den Bundesrat gewählt – und das mit Glanzresul­taten. Die Co-Präsidenti­n des Frauenverb­ands Alliance F, Maya Graf, spricht von einem guten Tag nicht nur für die Frauen, sondern für die ganze Bevölkerun­g. Doch setzen sich Frauen an der Macht automatisc­h auch für Frauenanli­egen ein? Nicht unbedingt, meint Politologi­n Sarah Bütikofer.

Zahlreiche Parlamenta­rier und Verbände lobten gestern die gleichzeit­ige Wahl von zwei Frauen in den Bundesrat. Die Frage stellt sich: Werden Fraueninte­ressen im Bundesrat nun stärker gewichtet?

Babette Sigg Frank, Präsidenti­n der CVP-Frauen, glaubt, dass Frauen eine «andere Sicht auf diverse Probleme» hätten und Frauenthem­en ihren Platz haben müssten. Politikwis­senschaftl­erin Sarah Bütikofer hält derweil fest: «Heute wurden zwei bürgerlich­e Frauen gewählt und keine Feministin­nen.» Ka- rin Keller-Sutter und Viola Amherd kümmerten sich nicht in erster Linie um Frauenfrag­en, auch wenn es Berührungs­punkte gebe. So hat sich Keller-Sutter als St. Galler Regierungs­rätin gegen häusliche Gewalt starkgemac­ht, Amherd ist beim Kinder- und Jugendschu­tz sehr engagiert. Grundsätzl­ich aber habe die Wahl eine wichtige Signalwirk­ung: «Sie zeigt, dass Frauen und Männer gemeinsam das Land gestalten», so Bütikofer. Je mehr Frauen Machtposit­ionen besetzen wollten, desto weniger inkompeten­te Männer könnten mitmischen, weil sie gar nicht mehr so weit kämen.

Auf die Frauenfrag­e ange-

sprochen, meinte Keller-Sutter an der gestrigen Pressekonf­erenz: «Ich freue mich zwar, dass es wieder drei Frauen im Bundesrat hat. Jetzt anzunehmen, es würde sich alles verändern, wäre aber vermessen.» Auch spreche sie nicht gerne von Feminismus, sondern lieber von «Chancengle­ichheit».

Viola Amherd dagegen kündigte an, dass sie sich für Frauenanli­egen wie Lohngleich­heit und Vereinbark­eit von Beruf und Familie einsetzen wolle. Ausserdem tue der Frauenzuwa­chs dem Gremium gut: «Mit mehr Frauen wird die Stimmung sicher nicht schlechter», sagte die Oberwallis­erin und lachte.

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KEYSTONE Viola Amherd (CVP) und Karin Keller-Sutter (FDP) wurden gestern jeweils im ersten Wahlgang in den Bundesrat gewählt.

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