Bundesrätinnen lassen Frauen jubeln
BERN. Was ändert sich, wenn mehr Frauen im Bundesrat sitzen?
Mit Viola Amherd und Karin Keller-Sutter wurden gestern erstmals zwei Frauen gleichzeitig in den Bundesrat gewählt – und das mit Glanzresultaten. Die Co-Präsidentin des Frauenverbands Alliance F, Maya Graf, spricht von einem guten Tag nicht nur für die Frauen, sondern für die ganze Bevölkerung. Doch setzen sich Frauen an der Macht automatisch auch für Frauenanliegen ein? Nicht unbedingt, meint Politologin Sarah Bütikofer.
Zahlreiche Parlamentarier und Verbände lobten gestern die gleichzeitige Wahl von zwei Frauen in den Bundesrat. Die Frage stellt sich: Werden Fraueninteressen im Bundesrat nun stärker gewichtet?
Babette Sigg Frank, Präsidentin der CVP-Frauen, glaubt, dass Frauen eine «andere Sicht auf diverse Probleme» hätten und Frauenthemen ihren Platz haben müssten. Politikwissenschaftlerin Sarah Bütikofer hält derweil fest: «Heute wurden zwei bürgerliche Frauen gewählt und keine Feministinnen.» Ka- rin Keller-Sutter und Viola Amherd kümmerten sich nicht in erster Linie um Frauenfragen, auch wenn es Berührungspunkte gebe. So hat sich Keller-Sutter als St. Galler Regierungsrätin gegen häusliche Gewalt starkgemacht, Amherd ist beim Kinder- und Jugendschutz sehr engagiert. Grundsätzlich aber habe die Wahl eine wichtige Signalwirkung: «Sie zeigt, dass Frauen und Männer gemeinsam das Land gestalten», so Bütikofer. Je mehr Frauen Machtpositionen besetzen wollten, desto weniger inkompetente Männer könnten mitmischen, weil sie gar nicht mehr so weit kämen.
Auf die Frauenfrage ange-
sprochen, meinte Keller-Sutter an der gestrigen Pressekonferenz: «Ich freue mich zwar, dass es wieder drei Frauen im Bundesrat hat. Jetzt anzunehmen, es würde sich alles verändern, wäre aber vermessen.» Auch spreche sie nicht gerne von Feminismus, sondern lieber von «Chancengleichheit».
Viola Amherd dagegen kündigte an, dass sie sich für Frauenanliegen wie Lohngleichheit und Vereinbarkeit von Beruf und Familie einsetzen wolle. Ausserdem tue der Frauenzuwachs dem Gremium gut: «Mit mehr Frauen wird die Stimmung sicher nicht schlechter», sagte die Oberwalliserin und lachte.