«Scharlatanerie»: Uni spült Homöopathiekurs
BERN. Eine österreichische Uni will Globuli und Co. vom Lehrplan verbannen. Gleiches wird nun in der Schweiz gefordert.
Die Medizinische Universität in Wien streicht die Vorlesungen zur Homöopathie. Man wolle keine «unwissenschaftlichen Verfahren und Scharlatanerie» lehren. Schweizer Unis sol- len ihr folgen, fordert Immunologe Beda Stadler. Doch diese winken ab: Angehende Ärzte müssten nur schon deshalb über Homöopathie Bescheid wissen, weil Patienten sie wollten.
Die Medizinische Universität Wien streicht das Fach Homöopathie. Michael Freissmuth, Vorstand der Pharmakologie, sagt: «Wissenschaftlich ist Homöopathie erledigt. Sie ist nicht lernbar, weil sie eine Meinung ist.» Ähnlicher Meinung ist der Schweizer Immunologe Beda Stadler. «Ich hoffe, andere Unis, auch in der Schweiz, ziehen nach», sagt er.
Doch die denken nicht daran. Fast alle lehren Homöopathie in Vorlesungen zur Komplementärmedizin. Die Frage, ob sie damit unwissenschaftliche Verfahren lehren, beantworten sie nicht. Stattdes sen berufen sie sich auf den gesetzlichen Auftrag. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) schreibt angehenden Ärzten «angemessene Kenntnisse» vor. Bei der Uni Bern heisst es, es sei eine Tatsache, dass solche Methoden von vielen in Anspruch genommen würden – «unabhängig davon, ob im Einzelfall wissenschaftlich eine Wirkung nachgewiesen werden kann». Das sei auch sinnvoll, sagt Homöopathin und Ärztin Gisela Etter (siehe unten).
Seit 2017 wird Homöopathie von den Grundversicherungen bezahlt, wenn sie von entsprechend ausgebildeten Ärzten angewandt wird. «Damit wurde keine Aussage gemacht, dass Homöopathie als Methode wirksam sei», sagt ein BAGSprecher. Es entspreche einem Wunsch der Stimmbevölkerung, dass der Bund die Komplementärmedizin berücksichtige. 2009 wurde eine entsprechende Initiative angenommen. 2015 wurden für 8 Millionen Franken homöopathische Leistungen vergütet.