Samira Marti ist neu die Jüngste im Parlament
BERN. Die jüngste Nationalrätin erklärt, weshalb Antikapitalismus nicht radikal ist und warum die Zeit beim Klimaschutz drängt.
Samira Marti (24) ist seit gestern die jüngste Nationalrätin. Sie übernimmt den Sitz der zurückgetretenen Susanne Leutenegger Oberholzer. Wie tickt die SP-Frau? «In der Sache bin ich hart, meine Aussagen sind pointiert. Ich will etwas verändern und den Menschen wieder vor den Profit stellen», sagt Marti.
Sie wohnt allein in Liestal und absolviert in Zürich den Master in Volkswirtschaft. Ob ihr Studium nicht im Widerspruch zu ihrer früheren Mitgliedschaft in der kapitalismuskritischen Juso stehe? «Nein, gar nicht», sagt Marti, «wenn man die Machtstrukturen eines Systems von innen her durchschaut und versteht, kann man politisch am effektivsten wirken.»
Sie spricht schnell und pragmatisch. «Jeder, der ernsthaft die Zukunft gestalten will, muss über Alternativen zum Kapitalismus nachdenken. Das hat nichts mit Radikalität zu tun. Radikal ist nur die riesige Kluft zwischen Reich und Arm, mit der wir leben», sagt Marti. Ihr Ziel: die jüngere Generation repolitisieren und auf deren Sorgen eingehen. «Wir müssen damit beginnen, die ganz grossen politischen Fragen zu lösen. Dazu braucht es mehr politische Aktivität und eine Gegenbewegung zu den neu erstarkten Rechtsradikalen.»
Die grossen Themen seien soziale Gerechtigkeit, Migration und Klimawandel. Bei diesem Stichwort kommt sie in Fahrt: Die Abschwächung des CO2-Gesetzes durch das Parlament sei eine «einzige Katastrophe». Hier existiere ausnahmsweise ein politischer Generationenkonflikt. «Es kann nicht sein, dass die Ü50Politiker in Bern das Thema Klimaschutz nicht anpacken. Wir haben keine Zeit, wir müssen jetzt handeln», so Marti.