Schweizerin kämpft im Kongo gegen Ebola
KINSHASA. Die Schweizer Apothekerin Carole Zen Ruffinen kämpft im Kongo gegen die Seuche. Es ist der zweitschwerste EbolaAusbruch der Geschichte.
Frau Zen Ruffinen, Sie leiten für Médecins sans Frontières in Butembo ein Projekt gegen Ebola. Haben Sie keine Angst vor einer Ansteckung?
Angst um mich habe ich nicht. Aber ich habe mir gut überlegt, ob ich den Einsatz machen will. Wenn ich zurückkomme, stehen die Weihnachtsfeiern mit meiner Familie vor der Tür, und ich will niemanden gefährden.
Woraus besteht Ihr Projekt?
Wir klären die Bevölkerung über das Virus auf und impfen sie. Daneben betreiben wir ein Behandlungszentrum.
Wie läuft es dort?
Bei uns wütet die tödlichste Form des Virus. Wenige Wochen nach der Eröffnung des Zentrums mussten wir ausbauen, bald erreichen wir wieder die Kapazitätsgrenze. Seit der Eröffnung hatten wir 68 positiv Getestete. Davon sind 31 gestorben.
Das Virus ist nicht heilbar ...
Das stimmt. Ausserdem verursacht das Virus unspezifische Symptome wie Fieber und Kopfschmerzen, ist aufwendig zu testen und wird deshalb häufig zu spät festgestellt. Dazu kommt, dass die Sicherheitslage in der Provinz Nordkivu prekär ist, weil bewaffnete Gruppen hier aktiv sind. Sind Kinder im Zentrum?
Ja, unter anderem ein zehn Monate altes Baby. Wenn sich jemand ansteckt, muss er von seiner Familie getrennt werden. Weil es das Spitalpersonal wegen der Hitze nicht mehr als eine Stunde im Schutzanzug aushält, haben diese Kinder wenig menschlichen Kontakt. Was war bisher das schlimmste Erlebnis?
Einmal mussten wir in ein Waisenhaus, in dem ein Baby an Ebola gestorben war. Wir befürchteten, dass sich alle rund 30 Kinder angesteckt hatten. Glücklicherweise bestätigte sich unser Verdacht nicht. Aber dieses Gefühl der Ohnmacht vergesse ich nie.