Schweizer Film: 445 Fr Fördergeld pro Ticket
ZÜRICH. Einheimische Publikumshits sind rar. Viele hiesige Filme laufen fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Das Schweizer Filmschaffen hat 2018 einen veritablen Blockbuster hervorgebracht: Bereits über 230000 Zuschauer haben «Wolkenbruch» gesehen. Damit ver zeichnet die Komödie von Michael Steiner in der Deutschschweiz deutlich mehr Eintritte als Bradley Coopers Hit «A Star Is Born». Es ist in den deutschsprachigen Kantonen der meistgesehene Film, wie DCM Films gestern verkündete.
Ein ganz anderes Bild zeigt sich bei «Der Unschuldige». Im Drama von Simon Jaquemet gerät eine Wissenschaftlerin in den Bann der Freikirchen. Nur etwas über 2000 Menschen schauten sich den Film an. Das ist selbst für Schweizer ArthouseFilme eine Katastrophe. Zum Vergleich: Das Drama «Mario» über einen schwulen Fussballer holte im März immerhin 10000 Leute ab. «Der Läufer», ein düsteres Drama über einen Athleten, der zum Frauenmörder wird, schaffte 17000.
Da muss man sich fragen: Was läuft falsch? Pro Spielfilm gibt es maximal 1 Mio. Fr. Fördergeld vom Bundesamt für Kultur. «Wolkenbruch» wurde mit 920000 Fr. bedacht. Auch Projekte, die wenig Aussicht auf Publikum haben, erhalten grosszügig Gelder. Das hat laut Ivo Kummer, Chef der Sektion Film beim BAK, seine Richtigkeit. «Der Bund muss die Vielfalt im Filmschaffen und im Filmangebot fördern. Dazu gehören Projekte aus allen Lan desteilen in den unterschiedlichen Genres. Jeder Film ist ein Unikat. Erfolg lässt sich schwer planen», sagt er. Dass «Der Unschuldige» keine Massen ins Kino locken würde, war absehbar. Trotzdem gab es für das Drama insgesamt über 980000 Fr. Fördergeld. Wenn man diese Summe durch die 2200 verzeichneten Kinoeintritte dividiert, kommt man auf eine Subventionierung von 445 Fr. pro Kinoticket.