Star-Architekt will Zersiedelung stoppen
MENDRISIO. Der Tessiner Star-Architekt Mario Botta tritt einen Streit unter Architekten los: Er wirbt für ein Ja zur Zersiedelungsinitiative.
KONTROVERS Rund 200 Architekten haben einen öffentlichen Brief zugunsten der Zersiedelungsinitiative der Jungen Grünen unterzeichnet. Darunter auch ein Star der Zunft: der Tessiner Mario Botta. Im Brief warnen sie: «Der Boden wächst nicht nach, wir dürfen ihn nicht länger vergeuden.» Für die Unterzeichnenden ist klar: Verdichtung sei bisher ein Lippenbekenntnis geblieben. «Wer die Initiative ablehnt, ist mit dem Landschaftsfrass einverstanden.» Gegenüber 20 Minuten begründet Botta sein Engagement: Ohne die Initiative verschwimme der Kontrast zwi schen Siedlungsgebiet und unbebauter Landschaft immer mehr, und die einzigartige Schweizer Natur verliere ihre Identität. Die Initiative schränke die Arbeit der Architekten nicht ein: Wo möglich, könne in die Höhe gebaut werden.
Der Schweizerische Ingenieur und Architektenverein (SIA) widerspricht Botta und Co. Von Landschaftsfrass könne keine Rede sein: «Das ist eine polemische Äusserung, die wohl zu Abstimmungskämpfen gehört», sagt Sprecher Mike Siering. Man sei mit dem Ziel der Initianten einverstanden, die Landschaft vor der Zersiedelung zu schützen. Problematisch an der Initiative sei aber, dass die bestehenden Bauzonen eingefroren würden: «In peripheren Zonen werden zu grosse Bauzonen bestehen bleiben. Wir wollen aber dort eine Verkleinerung, wo es nötig ist. Die Zersiedelungsinitiative verhindert das.»
Zur Kritik des Verbands, ein Ja führe zu höheren Bodenprei sen, sagt Botta: «Die Preise sind ein wirtschaftspolitisches Problem.» Er arbeite in vielen Teilen der Welt, und an jedem Ort sei das System anders.