Mobilitäts-Experte verkündet den «Krieg der Welten»
BERN. Am Tag der Schweizer Garagisten richtet Stefan Bratzel deutliche Worte an die Autoindustrie: Nur wer sich verändert, überlebt.
Es ist ein düsteres Bild, das Stefan Bratzel, Gründer des Center of Automotive Management (CAM), im Kursaal Bern vor über 800 Garagisten aus der ganzen Schweiz zeichnet. Die Autoindustrie sei eine Mastgans, die sich an ihr schönes Leben gewöhnt habe und eines Tages zur Schlachtbank geführt werde: «Der Umbruch wird nicht kommen, er ist längst da.»
Tatsächlich würden heute bereits 85 Prozent aller Investitionen in die vier Treiber dieses Umbruchs fliessen: E-Mobilität, autonomes Fahren, Digitalisierung und Sharing. Die vier Megatrends führen laut Bratzel zu einem «Krieg der Welten» zwischen den alten und neuen Autoherstellern. Viele etablierte Anbieter «werden nicht überleben».
Der Dieselskandal habe sich als Katalysator für die EMobilität erwiesen, auch wenn davon in der Schweiz bei einem E-Auto-Marktanteil von 3,2 Prozent noch wenig zu spüren sei. Tesla habe den Paradigmenwechsel angetrieben, die Amerikaner seien anderen E-Anbietern voraus. Ab Mitte der 2020er-Jahre sieht Bratzel einen merklichen Anstieg von E-Fahrzeugen.
E-Mobilität sei jedoch nicht «der Heilsbringer». Grosses Potenzial sieht der CAM-Direktor im On-Demand- und Sharing-Bereich, dem junge Städ- ter zum Durchbruch verhelfen würden. «Carsharing ist kein Entweder-oder, sondern eine Option und deshalb attraktiv.» Der Wandel passiere nicht linear, sondern exponenziell: «Nur wer flexibel ist, wird überleben», so Bratzel.